Als ich diesen englischen Begriff zum ersten Mal las, hatte ich keine Ahnung, was er bedeutet. Erst später erfuhr ich, dass es sich um bewegliche Druckbuchstaben handelt, eine Erfindung des Johannes Gutenbergs im 15. Jahrhundert. Sie war grundlegend für seine nächste Erfindung, die Buchdruckerpresse.
Wie wir alle wissen, hatte man bis dahin alles handschriftlich kopiert oder man musste aufwändig einen Stempel aus Holz anfertigen. Gutenberg benutzte einzelne Buchstaben, die er in einem Rahmen kombinierte. Mithilfe einer Presse konnte er so eine ganze Seite auf einmal drucken. Direkt anschließend konnte er beliebig viele weitere Exemplare der gleichen Seite drucken. Textvervielfältigung wurde so viel schneller und somit auch billiger. Obendrein konnten die Buchstaben nachher wiederverwendet werden; sie waren ja beweglich oder movable – daher movable type.
Das erste Buch, das gedruckt wurde, war die Bibel. Nur wenige Jahrzehnte nach Gutenberg begann die Reformation. Die Reformatoren nutzten die neue Erfindung voll aus. Mithilfe der Buchdruckerpresse überfluteten sie die Welt mit ihren Ideen in Form von Büchern und Flugblättern.
Schnellvorlauf ins 20. Jahrhundert. Eine weitere Erfindung, die des Internets, verspricht eine neue Kommunikationsrevolution. Jede Person mit Internetzugang ist theoretisch in der Lage, ihre Ideen jeder anderen Person in der Welt mit Internetzugang mitzuteilen. Alles, was man nebst Internetzugang braucht, ist eine Lösung, um Inhalte zu kreieren und auf dem weltweiten Web verfügbar zu machen.
Vielleicht hast du schon mal von WordPress gehört. Dieses System wird heutzutage wahrscheinlich von den meisten Menschen, die Blogs und andere Inhalte auf dem Web veröffentlichen, verwendet. Ich benutze es hier. Eine der ersten Lösungen, die diese Art von Veröffentlichung ermöglichte, also ein Vorläufer von WordPress, war… Movable Type. Es war das System, das viele der ersten Blogger verwendeten.
Es war in diesem Kontext das ich zum ersten Mal von movable type hörte. Ich empfand den Begriff irgendwie als ergreifend, hatte aber wie gesagt keine Ahnung, woher er kam, und weshalb jemand etwas überhaupt so nennen würde.
Inzwischen ist es mir klar. Den Schöpfern dieses Softwarepakets stand eine neue Kommunikationsrevolution vor Augen. Daher nannten sie ihr Content Management System nach Gutenbergs Erfindung.
Wird diese Erfindung, die des Internets und der neuen „beweglichen Druckbuchstaben“, tatsächlich für das 21. Jahrhundert tun, was die Buchdruckerpresse für das 16. Jahrhundert tat? Das kommt mir unwahrscheinlich vor. Was die Welt braucht, ist nicht nur Worte, die stimmen. Solche Worte sind auch wichtig, aber sie reichen nicht aus. Wir brauchen vielmehr Menschen, die wahr sind, nicht nur wahre Ideen. Es sind gelebte Worte (die natürlich auch richtig und wahr sein müssen), nicht Worte auf Papier oder auf einem Bildschirm, die die Welt verändern.
Das ist, wie Gott seine Botschaft in die Welt veröffentlicht: wahre Menschen. Sie sind Gottes bewegliche Druckbuchstaben, das wirkliche movable type des 21. Jahrhunderts.
Genauso wie in Gutenbergs Erfindung ist ein einziger Buchstabe auf sich alleine im wörtlichen Sinne sinn-los, bedeutungslos. Die Buchstaben müssen zu einer Seite und in gutem Zusammenhang zusammen finden. Wenn das nicht gelingt, wird keine Geschichte vermittelt.
Es sind somit Menschen wie du und ich, wir alle zusammen, die Gottes bewegliche Druckbuchstaben darstellen und seine Botschaft in der Welt lesbar machen. Die Ideen im Bereich Bibelstudium, die ich hier veröffentlichen möchte, sind ein Anfang. Sie werden aber nichts bewegen, wenn sie nicht gelebt werden und sichtbar werden: movable type.
Zum Schluss ein Beispiel aus der Bibel: Priska und Aquila.
Im Jahre 49 verlassen sie Rom, als Kaiser Klaudius alle Juden aus Rom ausweist. Geboren war Aquila in Pontus. In Korinth angekommen trifft er auf Paulus (ca. 50) und sie arbeiten zusammen als Zeltmacher. Als Paulus ein oder zwei Jahre später Korinth verlässt, begleiten sie ihm bis Ephesus. Während ihres Aufenthalts dort lernen sie Apollos kennen und helfen ihm, das Evangelium richtig zu verstehen. All dies ist beschrieben in Apostelgeschichte 18.
Das Nächste, was wir von ihnen wissen, stammt aus dem Jahre 57. Zu dieser Zeit befinden sie sich wieder in Rom und es gibt eine Gemeinde, die sich in ihrem Haus trifft (Röm. 16,3f). „Nicht allein ich danke [ihnen], sondern alle Gemeinden unter den Heiden,“ schreibt Paulus. Auch aus diesem Grund: Sie haben für ihn ihren Hals hingehalten. Und all das, soweit wir wissen, nach höchstens acht Jahre im Dienst.
Priska und Aquila waren nur zwei Buchstaben, aber als solche beweglich und involviert in mehreren recht unterschiedlichen Geschichten. So sieht movable type aus!
Bild: Willi Heidelbach, http://en.wikipedia.org/wiki/File:Metal_movable_type.jpg GNU