SBS-Absolventen wissen, wie wichtig die Warum-Frage ist, wenn man einen biblischen Text verstehen möchte. Hier stelle ich diese Frage hinsichtlich dieses neuen Plattforms: warum eigentlich? Überhaupt versuche ich in diesen ersten Beiträgen Sinn und Zweck der Sache zu verdeutlichen.
Also weshalb und wozu? Hier sind sechs Gründe:
1. Weil ich es zutiefst gerne mache. Die letzten Jahre waren für mich eine kleine Krise. Ich habe mich Fragen gestellt wie: Was mache ich hier? Was sollte ich machen? Um was sollte es in der zweiten Hälfte meines aktiven Dienstes gehen? Ich habe mich diese und ähnliche Fragen immer wieder gestellt.
Eines Tages kam mir eine andere Frage: Was mache ich am allerliebsten, mehr als alles andere? Die Antwort auf diese Frage fand ich viel einfacher. Ich liebe es, ein Thema zu studieren, um dann das, was ich gelernt habe, schriftlich oder in einem Klassenzimmer weiterzugeben.
Also warum nicht monatlich ein Thema wählen, mich damit beschäftigen, und dann was ich gelernt habe in Form eines Trainingsbriefes aufschreiben? Hmm…
2. Weil ich so einen Beitrag zu SBS und BCC leisten kann, und auch anderen, die in ihrem Bibelverständnis wachsen möchten, helfen kann.
Hier ist eine weitere Frage, die ich mich in dieser Zeit der Desorientierung mehrmals gestellt habe. Wie könnte meine Rolle in der SBS aussehen, jetzt wo ich keine Schule mehr leite? Reicht es aus, Schulen zu besuchen und eine Woche zu unterrichten, oder gibt es mehr?
Auch in diesem Licht machte die Idee eines Trainingsbriefes Sinn. Wir wünschen uns ja alle ein tieferes Schriftverständnis. Wir möchten lernen, wir möchten wachsen, und ein monatlicher Input könnte uns dabei helfen.
3. „Create a Learning Site“! In dieser Aussage verbirgt sich ein dreifaches doppeltes Ziel.
Erstens, „Site“ bezieht sich auf die Website, die ich hier aufbaue, aber auch auf jeden anderen Ort oder Raum, den du und ich zum Lernen verwenden.
Zweitens, ich sage es sowohl mir selbst wie auch allen, die es lesen. Es ist, was ich hier mache. Gleichzeitig ist es das, wozu ich dich bewegen möchte.
Drittens, es ist nicht nur ein Aufruf, einen solchen Ort für uns selbst zu kreieren, sondern auch für andere, indem wir unterrichten. Anders gesagt, diese Website befasst sich damit, die Bibel zu studieren und sie zu unterrichten. Sie ist für die, die die Bibel studieren sowie auch für die, die sie unterrichten.
4. Weil ich eine bestimmte Beobachtung immer wieder gemacht habe. Es gibt viele gute Bibelforschung. Sie erreicht allerdings kaum die Gemeinde oder die Missionsgemeinschaft, auf jeden Fall nicht diejenigen, zu denen ich gehört habe. Es ist fast, wie wenn es sich um zwei völlig getrennte Welten handeln würde. Mir ist es immer wichtig gewesen, von der einen Welt zu nehmen und es der andern Welt weiterzugeben.
In unserem Selbstverständnis als SBS Deutschland haben wir das vor Jahren ausdrücklich so festgelegt: Die SBS versucht, das Beste aus der evangelikalen Bibelwissenschaft aufzunehmen und weiterzugeben. In einem Bild gefasst, sie versucht eine Brücke zu sein. Dies ist nach wie vor Teil meiner Leidenschaft.
5. Weil es The Scandal of the Evangelical Mind gibt, und zwar nicht nur als Buch von Mark Noll. Dieser Skandal besteht darin, dass ein solches Denken kaum gibt (der fehlende Wert, siehe den vorherigen Beitrag). Als Evangelikale sind wir Aktivisten, immer bereit für eine gute Sache zu kämpfen, ob evangelistisch, politisch, sozial oder sonst was. Wir sind keine Denker; wir tun etwas. Kannst du mir einen Evangelikalen nennen, der einen Nobelpreis gewonnen hat?
Da gibt es Raum für Verbesserung. Und ich möchte, dass diese Website dazu beiträgt.
6. Zu guter Letzt: weil es gar nicht so viele gute Webseiten zum Thema Bibelstudium gibt, die sich in der Mitte befinden. Man findet leicht Angebote für andächtige oder thematische Bibelstudien, manche gut und manche eher eng gedacht, dogmatisch oder stark vereinfachend. Und dann gibt es Webseiten für Spezialisten, d.h. Bibelgelehrte, und Seiten, die die letzten Neuigkeiten, Entwicklungen und Veröffentlichungen auf relativ hohem akademischem Niveau besprechen. Interessant, aber das kann ganz schön ins Detail gehen. Gab es zum Beispiel tatsächlich noch keine Kamele in der Alten Orient zur Zeit der Patriarchen (und ist das der Beweis, dass 1. Mose historisch unzuverlässig ist)?
Tyndale House, eine hervorragende wissenschaftliche Internetseite, gibt dir eine Antwort (vorausgesetzt, du verstehst englisch). Faszinierend, aber ich bin nicht sicher, ob es das ist, was wir für unser tägliches Bibellesen brauchen.
Es ist natürlich möglich, dass ich viele gute Webseiten übersehen habe. Aber es kommt mir vor, dass noch Platz da ist für eine weitere, für eine zusätzliche Brücke, die Bibelwissenschaft zugänglich macht, und denjenigen hilft, die die Bibel unterrichten (oder die einfach versuchen, sie besser zu verstehen).
Also los.