Was ich von N. T. Wrights Wälzer über Paulus lerne, Teil 1
Das Buch heißt Paul and the Faithfulness of God. Ich habe es während der Weihnachtspause zu lesen angefangen und jetzt, mehr als zehn Monate später, bin ich immer noch dran. Ich lerne aber viel, und möchte diesen Monat etwas davon weitergeben. Wahrscheinlich werden sich im nächsten Jahr einige weitere Ausgaben von Create a Learning Site mit diesem Buch befassen.
Paul and the Faithfulness of God ist der vierte Band in seiner Reihe über Christian Origins and the Question of God. Es geht also darum, Ursprung und Anfang des Christentums zu verstehen. Laut N.T. Wright spielt die Frage nach dem Wesen Gottes dabei eine Hauptrolle: Die ersten Christen definierten den einen Gott des jüdischen Monotheismus neu, indem sie ihm Jesus und den Heiligen Geist zurechneten, allerdings ohne den Monotheismus auch nur im Geringsten in Frage zu stellen.
Diesen Brief gibt es in Englisch auch als Video Podcast
Zunächst der Kontext dieses vierten Bandes:
- Der erste Band hieß Das Neue Testament und das Volk Gottes (Englisch: The New Testament and the People of God), erschien in englischer Fassung 1992 (ja, das ist 22 Jahre her; die deutsche Übersetzung erschien allerdings erst 2011), und zählt 535 Seiten (auf Deutsch 698). Das Buch legt eine theoretische Grundlage für die Reihe und verwendet das Konzept Weltanschauung, um Judentum und Christentum des ersten Jahrhunderts zu analysieren.
- Der zweite Band, Jesus und der Sieg Gottes (Jesus and the Victory of God), erschien 1997, fünf Jahre später (als deutsche Übersetzung 2013). Er ist ein Versuch, Jesus historisch zu verstehen, im Kontext des antiken Judentums. Was Jesus sagte, tat und von sich glaubte, macht in diesem Kontext Sinn; dass ein Jude zu dieser Zeit so etwas denken konnte, wird nachvollziehbar. Das Buch zählt 741 Seiten (auf Deutsch 864), und das ohne ein Wort über das, was nach der Kreuzigung folgte.
- Dieses Thema, die Auferstehung, sollte ursprünglich das letzte Kapitel im zweiten Band werden. Da dieser Band auch ohne dieses Kapitel schon zu groß zu werden drohte, und da der Verfasser meinte, ohnehin über ausreichend Material zu verfügen, nahm er sich vor, einen zusätzlichen, vorher nicht geplanten kurzen Band zur Auferstehung zu schreiben. Dieses Vorhaben scheint außer Kontrolle geraten zu sein, denn das Buch Die Auferstehung des Sohnes Gottes (The Resurrection of the Son of God), das 2003 erschien (die deutsche Übersetzung 2014), zählt 817 Seiten (in Deutsch 1036). Dieser vermeintlich kurze Zusatzband wurde zum vorläufig längsten.
- Zehn lange Jahre vergingen, in denen N.T. Wright viele kürzere Bücher schrieb (der Mann schreibt schneller, als ich lesen kann), bis endlich, November 2013 (die deutsche Ausgabe lässt noch auf sich warten) der Band zu Paulus erschien: Paul and the Faithfulness of God. Umfang: 1700 Seiten… Kein Wunder, dass er zehn Jahre brauchte, um es zu schreiben; und kein Wunder, dass ich mit dem Lesen nicht fertig werde.
In diesem ersten Aufsatz zum Buch des N.T. Wright befasse ich mich mit dem Kaiserkult und mit der Ideologie des Römischen Reiches, die in Rom zunehmend wichtig wurden. Der Kaiser wurde sozusagen neu angezogen. Diese neue Identität des Kaisers erinnert mich an das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Ich nehme an, dass du es kennst; falls erwünscht, lässt es sich hier lesen. Die neuen Kleider stellen sich im Märchen als illusorisch heraus; der Kaiser geht nackt über die Straße, auch wenn niemand das zugeben will. Der neue Status des Kaisers in Rom war ebenfalls illusorisch, war er doch ein Mensch und kein Gott.
Dieser Kult und die Ideologie sind wichtig, nicht nur weil sie den Anlass zum Buch Offenbarung bilden, sondern auch durch ihre prägende Wirkung auf andere Teile des Neuen Testaments, mehr als mir bisher bewusst war.
Bevor ich damit anfange, möchte ich noch folgendes klar machen: N.T. Wrights Ansichten zu Paulus und seine Theologie sind zum Teil unter Evangelikalen umstritten. Um nur ein Beispiel zu erwähnen: Wright besteht darauf, die Formulierung „Gottes Gerechtigkeit“ (z.B. Röm. 1,17) so zu übersetzen: „die [Bundes-]Treue Gottes“; daher auch der englische Titel des Buches. Um diese und andere Streitpunkte geht es hier nicht. Ich schreibe hier weder eine Kritik des Buches, noch setze ich mich mit der sogenannten „New Perspective“, der neuen Perspektive auf Paulus auseinander. Ich befasse mich hier mit dem, was ich von ihm lerne, nicht mit den Punkten, in denen ich seine Ansicht nicht teile. Nur dieses: Allzu einfach darf man es sich bei der Kritik an Wright nicht machen. Er ist oft anderer Meinung als andere Vertreter der „neuen Perspektive“. Er kann somit nicht einfach mit ihnen in den gleichen Topf geworfen werden.
Wer ist Cäsar gleich? Und wer kann mit ihm kämpfen? (frei nach Offb. 13,4b)
Als das Neue Testament fertig gestellt wurde, wahrscheinlich mit dem Buch Offenbarung, war Beteiligung an der Kaiserverehrung noch nicht zur Pflicht geworden. Das änderte sich bald, auch wenn die neue Pflicht nicht sehr konsequent durchgesetzt wurde. Domitian, Kaiser von 81 bis 96, verlangte als Dominus et Deus, Herr und Gott, angesprochen zu werden – ein Vorgeschmack auf das, was kommen würde.
Das Buch Offenbarung präsentiert sich unter anderem als eine Prophetie, die der Kirche angesichts dieser Bedrohung warnen und sie stärken sollte. Es ist besonders die Darstellung des Tieres in Offenbarung 13, die darlegt, wie der Kaiser in Rom sich zunehmend zur Marionette des Drachen (und somit des Teufels) und zur Verkörperung des Bösen entwickelte, gerade auch deswegen, weil er zunehmend zum Objekt der Verehrung und Anbetung wurde. Diese Tendenz war im Osten des Reiches, wo Johannes sein Buch schrieb, besonders ausgeprägt. Nach der herkömmlichen Ansicht hielten sich die Kaiser in Rom zumindest anfangs zurück, ausgenommen so durchgeknallte Charaktere wie Caligula. In Rom erhielten die Kaiser im ersten Jahrhundert erst nach ihrem Tod den göttlichen Status.
Wrights Beschreibung der Welt, in der Paulus lebte, besonders seine Analyse des Selbstverständnisses Roms, fügt diesem Bild einiges hinzu und korrigiert manches. Ein wichtiges Hindernis ist unser modernes westliches Denken, das stark von der Aufklärung geprägt ist. Daher denken wir in Kategorien, die sich deutlich voneinander unterscheiden, und die sich gegenseitig ausschließen, wie zum Beispiel „menschlich“ und „göttlich“.
Die Menschen damals nahmen die Welt anders wahr. Für sie war die Grenze zwischen „menschlich“ und „göttlich“ eher durchlässig. Die Götter kamen gelegentlich auf die Erde und erzeugten dort sogar Nachwuchs. Und obwohl es eine Seltenheit war, konnten Menschen Götter werden. Genau das geschah Julius Caesar und manchen seiner Nachfolger nach ihrem Tod. Es gab ein ganzes Spektrum von rein menschlich über Zwischenformen hin zu den Göttern des Olymp. Es gab somit mehr Möglichkeiten als nur „Mensch“ oder „Gott“.
Eine zweite wichtige Überlegung: Man muss vieles nicht klar sagen, sondern kann es auch andeuten, indem man subtil auf das wahre Wesen des Kaisers und des Kaiserreiches anspielt. Einige Beispiele:
- Als Octavian, uns besser bekannt als Kaiser Augustus, 27 v. Chr. offiziell als Alleinherrscher eingesetzt wurde, erhielt er unter anderem den Titel „Augustus“, das heißt: der Erhabene. Der Begriff ist mehrdeutig.
- Das Bild oben zeigt eine bekannte Statue des Octavian, dargestellt als Armeeführer. Die Statue ist voller Symbolik, die zum Teil über das Menschliche hinausgeht. Der Kaiser ist zum Beispiel barfuß abgebildet. So wurden nur außergewöhnliche Helden und Götter, nicht aber normal Sterbliche dargestellt. Das kleine Geschöpf links ist Cupido, der römische Liebesgott und ein Sohn der Venus. Er erinnert daran, dass die Familie des Octavian, wie sie behauptete, ebenfalls von dieser Göttin abstammte. Spätere Kaiser gingen weiter. Es gibt eine Statue des Claudius, die ihn als Jupiter, Roms Hauptgott, darstellt, komplett mit Adler (9864; hier und nachfolgend verweisen diese Zahlen auf die Position in der Kindle Version des Buches).
- Da Julius Caesar, der Adoptivvater Octavians, nach seinem Tod den Status eines Gottes zugeschrieben wurde, konnte Augustus sich logischerweise und rechtmäßig als „Sohn des Göttlichen Cäsar“ bezeichnen, was er unter anderem auf Münzen tat. Die Formulierung ist subtil; sie bezeichnet ihn weder als Gott noch als Sohn Gottes, aber sie ist nicht weit davon entfernt. Sie deutet auf jeden Fall an, dass Augustus mehr sei als nur ein Mensch.
- Münzen waren ohnehin wichtige Propagandamittel. Es gab kein Fernsehen und keine Verlage. Somit gab es für die meisten Menschen nur wenige Abbildungen, die sie je zu Gesicht bekamen. N.T. Wright erinnert uns daran, dass Münzen „die einzigen Massenkommunikationsmedien der alten Welt waren“ (8959). „Da wir gewohnt sind, menschliche Gesichter auf Münzen zu sehen, vergessen wir möglicherweise, dass die Römer erst zur Zeit von Julius Caesar begannen, lebende menschliche Wesen auf Münzen abzubilden, und dass Augustus dies weiter entwickelte, indem er sein eigenes Bildnis auf unterschiedliche Weise darstellen ließ, nicht zuletzt in der Gestalt eines Gottes“ (8964-68).
Hier wird sichtbar, dass es ein breites und kontinuierliches Spektrum an Möglichkeiten gab. Wenn Augustus (noch) kein Gott war, war er doch auf dem Weg dorthin, und einem göttlichen Wesen schon näher und ähnlicher als normale Menschen.
Außerhalb Roms gab es weniger Zurückhaltung, die Kaiser als Götter zu bezeichnen. Dies traf vor allem im Osten zu, wo Herrscher schon seit Jahrhunderten als in gewissem Sinne göttlich gesehen wurden. Hier wurden die ersten Tempel für noch lebende Kaiser gebaut, allen voran in Pergamon 29 v. Chr. Genau genommen war Augustus zu dieser Zeit noch nicht einmal Kaiser.
Besonders eindrücklich ist eine Inschrift, die in der römischen Provinz Asien gefunden wurde und auf 9 v. Chr. datiert wurde (zitiert in 9585-9610). Darin beschließen und verordnen eine Anzahl asiatischer Städte eine Änderung des Kalenders. Das Jahr sollte in Zukunft mit dem Geburtstag des Kaisers Augustus beginnen, da dieser Tag „der Anfang froher Botschaften“ (Griechisch: euangelia) geworden war. Im Text wird Augustus als Gott gefeiert, aber auch als „Retter, der dem Krieg ein Ende setzte und alle Dinge in Ordnung brachte“. Eine solche Redewendung verwendet man nicht für ein normales menschliches Wesen.
Es ist weniger bekannt, dass diese Entwicklung zum Kaiserkult auch im Westen schon früh anfing. Es hat mich überrascht zu lesen, dass in Lyon in Frankreich schon 10 v. Chr. ein Altar für Augustus geweiht wurde. In Spanien geschah dies wahrscheinlich sogar schon 19 v. Chr. (9332, 9524). Mit einem solchen Altar ist zwar nicht eindeutig gesagt, dass der Kaiser ein Gott sei, es fehlt aber nicht mehr viel.
Die Ideologie des Römischen Reiches
Eng verbunden mit der Position und dem wachsenden Status des Kaisers war die Geschichte, die Rom über sich erzählte. Sie wurde zu einer Ideologie, die Roms Herrschaft über die Welt rechtfertigen sollte. Zum Teil wurde sie mittels Statuen, Münzen und anderer nonverbaler und oft symbolischer Medien verkündet. Gleichzeitig handelte es sich aber auch um eine echte Erzählung, wie sie von manchen der größten Dichter Roms, allen voran von Vergil (70-19 BC) in seinem Riesenepos, in Worte gefasst wurden.
Diese epische Erzählung war eine Neufassung der langen Geschichte Roms, in der diese Stadt von Anfang an zu Höherem bestimmt war. Es gab lange Zeiträume, in denen man meinen könnte, dass Rom seine Bestimmung nicht erfüllen würde. Dies traf besonders auf das Jahrhundert vor Augustus zu, eine Epoche, die von Bürgerkriegen gezeichnet war. Wie sich herausstellte, war es am dunkelsten kurz bevor die Sonne aufging. Mit Augustus erfüllte die Stadt Rom endlich ihr göttlich vorbestimmtes Schicksal, der ganzen Welt Gerechtigkeit, Frieden und Wohlstand zu bringen. Mit ihm begann ein neues, goldenes Zeitalter, lang ersehnt und jetzt Wirklichkeit:
Das Reich benützte jedes verfügbare Mittel der Kunst, der Architektur, der Literatur und der Kultur im allgemeinen – alles von den kleinsten Münzen bis hin zu der Neugründung von Städten – um den Römern nah und fern die Botschaft zu kommunizieren: Der Aufstieg zur Macht des Augustus war der Beginn des neuen Zeitalters, auf den Rom und die ganze Welt gewartet hatten. (8887-89)
Zunehmend wurde der Kaiser zum zentralen Symbol; er und der Kaiserkult hielten das Reich zusammen. Die neu erzählte Geschichte Roms funktionierte als eine Ideologie, die Roms Machtanspruch eloquent rechtfertigte.
Sie war zu der Zeit die einzige Erzählung mit einem solch absoluten Anspruch – mit einer Ausnahme: die Geschichtsschreibung Israels, von der die meisten Juden ebenfalls glaubten, dass sie mit einem Weltreich der Gerechtigkeit und des Friedens enden würde, aber dann mit Jerusalem als Zentrum, nicht Rom. Paulus und die ersten Christen waren der Überzeugung, dass dieses Reich schon bestand, mit Jesus als König. Deswegen war aus Sicht von Paulus die Geschichte, die Rom über sich konstruiert hatte und in der Rom der Welt Gerechtigkeit und Frieden brachte, die Parodie; Israels Geschichte und das Evangelium bildeten das nichtverzerrte und wahre Original (so N.T Wright, frei wiedergegeben, in 10046, 36070, 36749).
Kritik der Ideologie
Von jüdischer und christlicher Seite konnte eine deutliche Ablehnung dieser römischen Parodie nicht ausbleiben. Im Lichte des oben zitierten asiatischen Entschlusses, den Kalender zu ändern, stellt sich der Anfang des Markusevangeliums als politisch brisant und subversiv heraus:
Dies ist der Anfang des Evangeliums [wie im asiatischen Entschluss wird hier das griechische Wort euangelion verwendet] von Jesus Christus [wortwörtlich „Gesalbter“, aber im Grunde genommen ist die Bedeutung „König“], dem Sohn Gottes [ein kaiserlicher Titel]. (Mk. 1,1; Luther 1984)
Auch andere Teile oder Aspekte des Neuen Testaments sind eine direkte Kritik an dieser kaiserzentrierten Ideologie. Jesus den Titel „Herr“ oder „den Namen, der über alle Namen ist“ (Phil. 2,9; Luther 1984) zuzuschreiben, war nicht ausschließlich eine geistliche oder theologische Aussage.
Wenn Paulus vom „Kommen“ des Herrn schreibt und dabei das griechische Wort parousia benützt, verwendet er aufs neue kaiserliches Vokabular. Das Wort bedeutet Gegenwart oder Ankunft. Wenn es um den Kaiser oder einen wichtigen Vertreter des Reiches ging, kündigte es einen Besuch oder die Heimkehr an. Wir könnten somit von königlichem Besuch oder königlicher Anwesenheit reden. Man verwendete das Wort auch für den Besuch oder für die Erscheinung eines Gottes (29152ff).
Dieses Wissen hilft uns, das seltsame Ereignis, das in 1. Thessalonicher 4,13-17 angekündigt wird, auch bekannt als die Entrückung, besser zu verstehen. Beachte, dass es im Vers 15 um die königliche Ankunft, die parousia, geht. (Nebenbei: Schon nur das macht klar, wie absurd die Idee einer „geheimen“ Entrückung ist, bei der Jesus zunächst unsichtbar wiederkommt, um kurz vor der großen Trübsal seine Gemeinde einzusammeln, mehrere Jahre bevor er sichtbar wiederkommt.) Im Rahmen dieser königlichen Ankunft „werden wir, die wir leben und übrig bleiben, … entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen“ (1. Thess. 4,17; Luther 1984). Diese Aussage spiegelt, wie Städte den Kaiser oder seinen Vertreter bei seiner parousia ehren und willkommen heißen würden: Die führenden Bürger der Stadt würden hinausgehen, nicht, um draußen im Feld zu kampieren, sondern um den Kaiser bei seiner Ankunft zu empfangen und in die Stadt zu begleiten. Da Jesus aus dem Himmel herunterkommt, werden wir hinauf statt hinausgehen müssen; nicht, um von Wolke zu Wolke zu schweben, sondern um ihn bei seiner Rückkehr zu begleiten. Wie wortwörtlich dies alles geschehen wird, ist eine andere Frage, aber Sinn und Ziel der Aussage sind klar: Derjenige, dessen Einzug hier beschrieben wird, ist der wahrhafte Herrscher dieser Welt.
Es kann nur einen geben
Augustus, Herr, Sohn Gottes, Retter der Welt, Dominus et Deus: des Kaisers neue Kleider. Johannes malt in Offenbarung 13 eine Karikatur: Der Kaiser (wie auch jeder andere Herrscher, der Vergleichbares von sich behauptet) ist kein Gott, sondern ein Tier mit „auf seinen Häuptern lästerlichen Namen“ (Offb. 13,1): die Titel des Kaisers. Dieses Tier verspricht, durch seine politischen Strukturen und seine Weltherrschaft die Welt zu retten und den Weltfrieden herbeizuführen. Das können aber nur Gott und sein Messias; er, das Lamm, ist der wahre Weltherrscher und Heiland der Welt. Das Tier ist somit eine Fälschung: ein Pseudo-Lamm und ein Pseudo-Messias.
Am Ende des Märchens spricht ein kleiner Junge aus, was jeder denkt: Der Kaiser hat ja gar nichts an! Durch die Offenbarung sagt Johannes (und Gott): Der Kaiser hat ja gar nichts an! Er ist gar kein Gott!
Staat und Regierung können niemals die tiefsten Probleme dieser Welt lösen. Wenn die Staatsmacht trotzdem vorgibt, es zu können, dann ist die Katastrophe garantiert, und die Kirche kann und darf nicht mitziehen. Wie N.T. Wright sagt:
Es kann letztendlich nicht zwei parallele eschatologische Erzählungen über die Weltherrschaft geben. Entweder stellt die Geschichte Roms die wahre Geschichte dar, und der christliche Glaube muss sich damit zufriedengeben, als „tolerierte Religion“ unter ihrer Fahne eine Zuflucht zu finden. Oder die Geschichte Israels, die mit dem gekreuzigten und auferstandenen Messias ihren Höhepunkt findet, muss als die wahre Geschichte betrachtet werden, wobei die Geschichte Roms … höchstens eine verzerrte Parodie der Wahrheit sein kann. (36067)
Wenn Augustus, Nero und Domitian eine Chance gehabt hätten, die Briefe des Paulus zu lesen, hätte ihnen der Inhalt nicht gefallen. Kaiser mögen es nicht, wenn man ihnen sagt, dass sie keine Kleider tragen.
Als Konsequenz gibt es für diejenigen, die die Version des Messias annehmen, eine doppelte Herausforderung. Die erste ist Verfolgung durch solche, die ihre eigene Version durchsetzen wollen. Die zweite ist die Versuchung, das Evangelium zu einer alternativen Ideologie zu verzerren und zu versuchen, die Welt mit Cäsars Mitteln einzunehmen: mit Feuer und Eisen.
Es handelt sich aber um das Königreich des Lammes, nicht das des Drachen. Unsere Waffen sind Liebe und Wahrheit, nicht Feuer und Eisen.
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