Die Sünde ist universell. Es gibt niemanden, der nicht sündigt. Mit uns Menschen stimmt offenbar etwas nicht. Wie erklären wir das? Diese Frage bringt uns zu einem schwierigen und kontroversen Thema, in der deutschen Sprache oft Erbsünde genannt.
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Wir können sie nicht glaubhaft leugnen; wie der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr sagte: „Die Lehre von der Erbsünde ist die einzige empirisch überprüfbare Lehre des christlichen Glaubens“. [Eigentlich zitierte Niebuhr; es waren nicht seine Worte. Es stellt sich somit die Frage nach der Quelle. Wer hat es zuerst gesagt? Mehr zu diesem Zitat im Anhang einer nächsten Folge.] Richard Coleman (2021) argumentiert, dass es sich um ein wichtiges Instrument für die Kirche handelt, um in der heutigen Welt eine Stimme zu haben; es ist nicht nur ein Thema für Theologen. Doch zunächst: Was ist Erbsünde?
Die Erbsünde – und ihre Fragen
Der Begriff Erbsünde kommt in der Bibel nicht vor; sie ist ein späteres theologisches Konstrukt. Es geht zurück auf die in 1. Mose 3 beschriebene Übertretung des Menschen und geht davon aus, dass sich diese Übertretung von allen anderen darauffolgenden Sünden unterscheidet; die Auswirkungen gehen weit über die eigentlichen Täter hinaus.
Die Wortwahl ist aus zwei Gründen unglücklich. Erstens, Erbsünde lässt vermuten, dass etwas vererbt wird. Das ist aber nur eine der gebotenen Erklärungen für die Folgen dieser ersten Sünde. Im Englischen redet man von original sin, was etwas offener und neutraler formuliert ist.
Zweitens, die Erbsünde selbst ist nicht unbedingt Sünde. Es handelt sich um etwas, das der eigentlichen Sünde vorausgeht, eine Tendenz oder Neigung zur Sünde, die uns vom Beginn unseres Lebens innewohnt.
Und hier beginnen die Fragen. Was genau ist die Auswirkung der ersten Sünde? Was ist in uns? Was wird vererbt oder weitergegeben und wie?
Offensichtlich beinhaltet die Erbsünde Sündhaftigkeit oder Verdorbenheit, aber was ist das und wie funktioniert es? Liegt es an der Unfreiheit des Willens? Aber wenn das der Fall ist und wir damit geboren werden, warum sollten wir dann dafür zur Rechenschaft gezogen werden? Geht es um die Verderbnis der menschlichen Natur? Aber was ist die menschliche Natur? Das Konzept ist abstrakt. McFarland (2010) zieht es vor, die Erbsünde in der menschlichen Person und nicht in der menschlichen Natur zu verorten. Schließlich ist es die Person, die sündigt, nicht ihre Natur.
Unter der Erbsünde wird gewöhnlich verstanden, dass wir nicht in der Lage sind, nicht zu sündigen; was auch immer sie ist, das ist ihre Folge. Werden wir also für etwas verurteilt, das wir nicht vermeiden können?
Gibt es über diese Veranlagung hinaus eine weitere Komponente, die wir als Erbschuld bezeichnen können? Das heißt, sind wir schuldig, ganz unabhängig von dem, was wir selbst getan haben, sondern einfach aufgrund der Sünde Adams? Das scheint grundsätzlich ungerecht, und es dürfte schwierig sein, eine solche Vorstellung zu rechtfertigen. Man hat es versucht, wie wir sehen werden, aber so etwas wie „zugerechnete Schuld“ ist nicht leicht mit der Idee der Gerechtigkeit zu vereinbaren, nicht einmal in der Bibel: „Nur wer sündigt, der soll sterben“ (Hesek. 18,4, 20).
Zur Erbsünde selbst gibt es in der Bibel leider nicht viele Aussagen, auf welche wir uns stützen können. Es handelt sich vor allem um 1. Mose 3 und Römer 5,12-21. Es gibt auch 1. Mose 8,21: „Denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf“ (eine mildere Beurteilung als die vor der Sintflut in 1. Mose 6,5; und wohlgemerkt, „von Jugend auf“, nicht von Geburt an). Außerdem gibt es im Alten Testament eine lange Reihe von Beispielen für menschliches Versagen. Josua hat es schon früh richtig gesagt: „Ihr könnt dem HERRN nicht dienen; denn er ist ein heiliger Gott“ (Josua 24,19). Aber warum ist das so?
Nach einem kurzen Blick auf 1. Mose 3 werde ich mich ausführlicher mit Römer 5 befassen; das ist die entscheidende Stelle. Bei all dem verzichte ich auf Fragen nach einem historischen Adam und den Anfängen des Menschengeschlechts, ein Thema für sich; ich werde mich auf die Theologie im Buch 1. Mose und im Römerbrief beschränken.
1. Mose 3
1. Mose 3 ist die grundlegende Geschichte zu unserem Thema, aber sie erklärt wenig. Sie erzählt nur, was geschah. Diese Bibelstelle sagt viel weniger aus, als die meisten Leser annehmen. Die Annahmen spiegeln spätere theologische Überlegungen wider, nicht den Text. In 1. Mose 3 werden nicht einmal die Begriffe Sünde oder Sündenfall verwendet.
Die Veränderung, die auf das in 1. Mose 3 beschriebene Ereignis folgt, ist begrenzt. Es geht hauptsächlich um Beziehungen. In theologischer Sprache ausgedrückt, verursachte die Sünde „eine grundlegende Deformation der Beziehung der Menschen zu Gott, zueinander und zum Rest der Schöpfung“ (McFarland 2010: 29).
Dies ist weit entfernt von manchen modernen Darstellungen des Sündenfalls, die so weit gehen, dass sie sogar die Gültigkeit der Gesetze der Thermodynamik für die Schöpfung vor dem Sündenfall verneinen – eine Sichtweise, die sich nur schwer mit der Welt und ihrer Geschichte, wie sie sich uns darstellt, vereinbaren lässt.
Um zu verdeutlichen, wie sehr unsere Annahmen unsere Erinnerung an den Text prägen, ein Beispiel: Der Text sagt uns nicht, dass Adam das Gebot bricht. Wörtlich redet der Text von „dem Menschen“ und der Frau (keine Namen), und sie essen beide. Von Anfang an gab es eine Solidarität in der Sünde, nicht nur eine einsame Tat (oder zwei); es gibt eine kollektive Komponente. Gemeinsam. Das wird wichtig, wenn wir später versuchen, die Erbsünde zu erklären.
Ich schließe diesen Abschnitt mit einem weiteren Beispiel dafür, dass 1. Mose 3 weniger aussagt, als viele Bibelleser denken. Angenommen, wir können von einem „Sündenfall“ sprechen, war es ein Fall von der Vollkommenheit, und wenn ja, in welchem Sinne? Oder sollten wir es auf einen Fall aus der Unschuld beschränken? Wie „perfekt“ war Adam vor dem Sündenfall?
Auch hier neigen wir zu Übertreibungen. Die Menschheit in 1. Mose 2 war nicht „fertig“; sie hatte noch einen langen Weg der Entwicklung vor sich. Vielleicht schätzen wir die ursprüngliche Vollkommenheit Adams zu hoch ein. Die Schöpfung in 1. Mose war gut. Sehr gut. Aber (noch) nicht perfekt.
Römer 5:12-21: Das Problem
Nun zu Römer 5, eine bekanntermaßen schwierige Bibelstelle. Dass Paulus einer anderen Frage nachgeht als wir, macht es nicht einfacher. Ihm geht es nicht um die Erbsünde als solche, sondern darum, das Werk Christi zu verstehen, das vom Tod rettet. Was will Paulus sagen?
12 Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.
Leider bricht Paulus seinen Satz an dieser Stelle ab, ohne seinen Gedanken zu Ende zu führen (vielleicht tut er das aber in den Versen 18 und 19). „Durch einen Menschen“ muss eine Anspielung auf Adam sein. Die Reihenfolge ist:
- Ein Mensch –> die Sünde –> der Tod –> der Tod zu allen, weil alle gesündigt haben
Die Erklärung für das abschließende Element in dieser Kette lautet: „Weil alle gesündigt haben“. Dies ist der eigentliche Knackpunkt des Verses. In welchem Sinne haben sie alle gesündigt? Sterben die Menschen wegen ihrer eigenen Sünden? Immerhin ist das der Grund, der in Vers 12 genannt wird: Sie haben gesündigt. Und dass „der Tod zu allen Menschen durchgedrungen“ ist, deutet möglicherweise auf einen Prozess hin, der Zeit braucht, und nicht auf ein sofortiges und einmaliges Ereignis.
Ich habe mich daher oft gefragt, ob es eine Alternative zur „klassischen“ Lesart gibt, die besagt, dass alle Menschen aufgrund von Adams Sünde sterben, nicht aufgrund ihrer eigenen: Sie sterben, weil alle in Adam gesündigt haben – eine weit verbreitete Auslegung von Römer 5.
Es fällt jedoch auf, dass der Ausdruck „in Adam“ in Römer 5 nicht vorkommt. Es gibt ihn sogar nur ein einziges Mal in der Bibel, nämlich in 1. Korinther 15,22. Es ist möglich, dass Paulus diese Idee, in Adam, im Sinn hatte. Es ist aber nicht das, was in seinem Text steht. Und es war auch keine bekannte und etablierte Idee, von der er erwarten konnte, dass seine Leser sie kennen, und die er deshalb unerwähnt und unerklärt lassen kann. Wenn Paulus sagen wollte: „In Adams Sünde haben wir alle gesündigt, und deshalb sterben wir alle, weil wir alle gesündigt haben – in Adam“, dann hätte er um einiges deutlicher sein können.
(Ein Hinweis von historischem Interesse: Das angenommene Vorhandensein von „in Adam“ in Römer 5 verdankt sich einem Übersetzungsfehler in der Vulgata, der alten Übersetzung der Bibel ins Latein. Der Satzteil „weil sie alle gesündigt haben“ wurde missverstanden und übersetzt: „… in dem [d. h. in Adam] alle gesündigt haben“. Das beantwortet natürlich die Frage, aber nicht aus einem guten Grund. Es mag eine gültige Erklärung dafür sein, was Paulus im Sinn hatte, aber der Text sagt es nicht.)
Anders gefragt: Ist die Konsequenz, dass jeder Mensch stirbt, eine unmittelbare (d. h. direkte, aufgrund der Sünde Adams)? Oder ist sie eine mittelbare, d.h. indirekte Konsequenz, mit etwas zwischen Ursache und Wirkung:
- Ein Mensch –> die Sünde –> alle Sünder/sündig –> alle haben gesündigt –> der Tod zu allen
Vers 15 lässt uns mit der gleichen Frage zurück:
15 Aber nicht verhält sich’s mit der Gabe wie mit der Sünde. Denn wenn durch die Sünde des Einen die Vielen gestorben sind, um wie viel mehr ist Gottes Gnade und Gabe den Vielen überreich zuteilgeworden durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus.
Die Vielen sind durch die Sünde des Einen gestorben: direkt oder indirekt, mit oder ohne einen oder mehrere Schritte dazwischen?
Römer 5:12-21: Direkt oder indirekt?
Die Abschweifung in den Versen 13 und 14 bietet eine gewisse Unterstützung für die Option, dass es tatsächlich Adams Sünde war, die zur Verurteilung aller führte, weil sie die einzige Übertretung war, für die es ein Gesetz gab („Du sollst nicht essen“, 1. Mo. 2,17) – und „wo kein Gesetz ist, da wird Sünde nicht angerechnet“:
13 Denn die Sünde war wohl in der Welt, ehe das Gesetz kam; aber wo kein Gesetz ist, da wird Sünde nicht angerechnet. 14 Dennoch herrschte der Tod von Adam an bis Mose auch über die, die nicht gesündigt hatten durch die gleiche Übertretung wie Adam, welcher ist ein Bild dessen, der kommen sollte.
In den nächsten beiden Versen finden wir die gleiche Information wie im Vers 15 in anderen Worten:
16 Und nicht verhält es sich mit der Gabe wie mit dem, was durch den einen Sünder geschehen ist. Denn das Urteil hat von dem Einen her zur Verdammnis geführt, die Gnade aber hilft aus vielen Sünden zur Gerechtigkeit.
- eine Übertretung –> Urteil –> Verdamnis (der Tod; siehe Vers 17)
17 Denn wenn wegen der Sünde des Einen der Tod geherrscht hat durch den Einen, um wie viel mehr werden die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch den Einen, Jesus Christus.
- die Sünde des Einen –> der Tod herrscht
Ich schließe mit der Schlussfolgerung des Paulus in den Versen 18 und 19, die den in Vers 12 unvollendet gebliebenen Gedanken zu vollenden scheint:
18 Wie nun durch die Sünde des Einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt.
- eine Übertretung –> Verdamnis über alle Menschen
19 Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten.
- Ungehorsam des einen Menschen –> die Vielen werden zu Sündern
Die beiden Verse führen uns zu dem Dilemma zurück, mit dem wir begonnen haben. Ist die Verurteilung „unmittelbar“ oder zeigt uns Vers 19 das „Dazwischen“?
Sind wir laut Paulus aufgrund von Adams Übertretung zum Tode verurteilt? Aber wie kann das gerecht sein?
Oder können wir den etwas milderen Weg einschlagen, bei dem alle Menschen zunächst zu Sündern wurden, als Adam die Tür zur Sünde öffnete, und daher durch ihre eigene Sünde schuldig sind, nicht durch die Sünde Adams? Die letztere Option führt natürlich auch zu einer schwierigen Frage der Gerechtigkeit. Wenn die Sünde für den gefallenen Menschen unausweichlich ist, warum werden wir dann für etwas verantwortlich gemacht, das wir nicht vermeiden können? Aber zumindest hätten wir etwas getan, um die Strafe zu verdienen.
Bis zu diesem Punkt habe ich die Parallele, die Paulus zwischen Adam und Christus zieht, außer Betracht gelassen. Wir sollten hier vorsichtig sein. Adam ist nur ein Typus oder Bild (Röm. 15,14), kein vollständiges Äquivalent. Die entscheidende Parallele, auf die er immer wieder hinweist, ist „durch einen Menschen“. Aber Adam ist Christus nur in mancher Hinsicht ähnlich. Paulus selbst weist darauf hin, dass Adams Übertretung dem Gehorsam Christi zum Teil ähnlich und zum Teil unähnlich ist. So lässt sich die Frage also nicht lösen.
Allerdings, im Großen und Ganzen macht diese Parallele zusammen mit Römer 5,13-14 (wie oben erwähnt) und der wiederholten Vorstellung, dass die Übertretung des Einen zur Verurteilung führt, ohne ausdrückliche Hinweise auf irgendetwas dazwischen, es wahrscheinlicher, dass die Verurteilung zum Tod für die Menschheit unmittelbar ist und aus dieser einen Sünde folgt, nicht aus unseren eigenen Sünden.
Eine Frage der Gerechtigkeit
Wir stoßen also auf eine Frage der Gerechtigkeit. Wie kann eine Verurteilung aufgrund dieser ersten Übertretung (und somit nicht aufgrund von Dingen, die wir selbst getan haben) gerecht sein?
Eine klassische reformierte Antwort ist die Anrechnung: Adams Sünde wird allen seinen Nachkommen zugerechnet, wodurch sie rechtlich schuldig werden; die Verurteilung ist daher rechtlich korrekt. Aber ist sie auch gerecht? Wie Oliver Crisp es ausdrückt:
Einige reformierte Theologen haben argumentiert, dass Gott die Erbsünde unserer ersten Eltern unmittelbar und direkt auf alle nachfolgenden Generationen der Menschheit überträgt und dass wir auf dieser Grundlage als schuldig an der Erbsünde gelten. Dies scheint jedoch eine sehr merkwürdige Regelung zu sein, bei der die moralischen Folgen der Sünde eines anderen Menschen durch göttliche Anordnung direkt auf mich übertragen werden, so dass ich für etwas schuldig werde, das ich nicht getan habe. Das scheint monumental ungerecht zu sein. (Crisp 2020: 38)
Es reicht nicht aus, zu argumentieren: Wer die Verurteilung wegen Adams Sünde ablehnt, lehnt aus denselben Gründen auch die Vergebung in Christus ab. Es ist eine Sache, gnädig zu sein; Barmherzigkeit ist mehr als gerecht, nicht weniger. Selbst im menschlichen Recht gibt es dafür einen Rahmen: die Begnadigung. Aber es ist eine andere Sache, einen Menschen für ein Verbrechen zu bestrafen, das er oder sie nicht begangen hat. Das ist weniger als gerecht, und deshalb ungerecht.
Vielleicht ist unser Problem an diesem Punkt der westliche Individualismus und eine übermäßig juristische Denkweise. Wenn wir eine kollektivere Sichtweise zulassen, wird deutlich, dass die Entscheidungen der Vorgänger (insbesondere der Vorfahren) und unserer kollektiven Gemeinschaft, wie z. B. unserer Nation, unausweichlich alle Mitglieder betreffen, auch die, die noch nicht geboren sind. Kein Mensch ist eine Insel.
Vielleicht gab es einfach keinen anderen Weg, keine Alternative. Als die Menschen erst einmal den Weg der Unabhängigkeit und der Sünde eingeschlagen hatten, gab es für sie und ihre Nachkommen keine Möglichkeit mehr, umzukehren und wieder sündlos zu werden, frei von der Herrschaft der Sünde und der Sündhaftigkeit.
Die Verurteilung und das Todesurteil aufgrund der ersten Sünde können daher proleptisch gemeint sein, d. h. im Vorgriff auf die Folgen, die der Beginn der Sünde für das gesamte Menschengeschlecht haben würde. Gott wusste von Anfang an genau, wohin der Weg führen würde. Auch wenn es also keine Erbschuld gibt, so scheint es doch eine Erbverurteilung zu geben.
Zum Schluss: Keine Erklärung
Aber diese Universalität des Todes ist eine Sache. Rätselhafter ist unsere universelle Neigung zur Sünde. Bislang haben wir keine Erklärung für die Existenz und Weitergabe der Erbsünde im Sinne einer unvermeidlichen Tendenz gefunden, die über die Vorstellung hinausgeht, dass die Sünde herrscht (Röm. 5:21).
Es lohnt sich, hier noch auf Römer 7 hinzuweisen. Die dort beschriebene menschliche Erfahrung ist, wie Paulus die unvermeidliche Neigung beschreibt, die in Römer 5 weitgehend unsichtbar bleibt: „Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (Röm. 7,19).
Auch die besten von uns, wenn wir uns am meisten anstrengen, scheitern allzu oft daran, unseren Idealen und Verpflichtungen gerecht zu werden. Diese empirische Tatsache weist auf ein tiefes Problem in uns hin. Es könnte durchaus zu Gottes proleptischem Urteil in 1. Mose 3 geführt haben.
Aber wie ist die Sündhaftigkeit zu erklären? (Fortsetzung folgt.)
Bildnachweis
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Literaturangaben
Bibelzitate, wenn nicht anders angegeben: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers. 1999. Revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft)
Chesterton, Gilbert Keith. 1908. Orthodoxy (Public Domain Books) Kindle Edition
Coleman, Richard J. 2021. Original Sin in the Twenty-First Century (Eugene, OR: Wipf & Stock)
Crisp, Oliver D. 2020. ‘A Moderate Reformed View’, in Original Sin and the Fall: Five Views, ed. by J. B. Stump and Chad Meister (Downers Grove, IL: IVP Academic)
McFarland, Ian A. 2010. In Adam’s Fall: A Meditation on the Christian Doctrine of Original Sin, Challenges in Contemporary Theology (Chichester, UK; Maldon, MA: Wiley-Blackwell)
Niebuhr, Reinhold. 2012. Man’s Nature and His Communities: Essays on the Dynamics and Enigmas of Man’s Personal and Social Existence (Eugene, OR: Wipf and Stock)
Orwell, George. 1976 (1945). Animal Farm (Harmondsworth, UK: Penguin Books)
Wiley, Tatha. 2002. Original Sin: Origins, Developments, Contemporary Meanings (New York: Paulist Press) Kindle Edition
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