Drei Dinge: Ein neues Format

In diesem Monat präsentiere ich drei einzelne Einblicke, die ich auf meiner Reise durch die Bibel gesammelt habe. Ich werde das von Zeit zu Zeit wiederholen. Um ehrlich zu sein, will ich damit etwas Zeit zu sparen. So muss ich nicht jeden Monat über ein größeres Thema schreiben, was mehr Forschung und Vorbereitung fordert. Entdeckungen wie die, die ich diesen Monat präsentiere, kommen in der Regel spontan und erfordern daher weniger Zeit. Das neue Format gibt mir auch die Möglichkeit, wertvolle Erkenntnisse zu teilen, die sonst keinen Platz hätten.

Diesen Brief gibt es in Englisch auch als VIDEO PODCAST

Eins. Jeremia 51,46: Erschreckt euch nicht!

Sowohl die Angst vor der Endzeit als auch die Furcht vor einer vermeintlichen Verschlechterung der Weltbedingungen sind nach wie vor weit verbreitet. Ein bekanntes Gegenmittel ist eine Aussage Jesu zu diesem Thema: „Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht. Es muss so geschehen. Aber das Ende ist noch nicht da“ (Mk. 13,7). Schön zu wissen.

Am Ende vom Buch Jeremia stehen zwei lange Kapitel, die den Untergang Babylons voraussagen. Dort stieß ich auf diese Aussage, die mich wesentlich tiefer traf:

Doch laßt euer Herz nicht verzagen und geratet nicht in Angst bei den Gerüchten, die im Lande im Umlauf sind, wenn in dem einen Jahre dieses Gerücht sich verbreitet und im Jahre darauf jenes Gerücht, und Gewalttätigkeit im Lande herrscht, und ein Machthaber sich gegen den andern erhebt!

(Jer. 51,46; Menge)

Der Grund, warum dieser Vers mich tiefer traf als der vertraute, abgesehen davon, dass er gerade unvertraut ist, ist die Verwurzelung in konkreten historischen Einzelheiten.

Das Buch Jeremia berichtet ausführlich über die Gräuel, die die Babylonier in Juda und anderswo verübten. Die erschreckende Instabilität der damaligen Zeit wird vor allem im Bericht über die Ereignisse nach der Eroberung Jerusalems und bei der Ermordung Gedaljas (Jer. 41) deutlich. Als sich kein halbes Jahrhundert später allmählich Abgang und Untergang des babylonischen Imperiums abzeichneten, waren die Gerüchte, Berichte und Ereignisse nicht weniger beunruhigend. Kommt uns das bekannt vor?

Der Vers hat mich auch getroffen, weil er genau das ist, was ich hören muss. Ich mache mir Sorgen um den Zustand der Welt; das kann ich gut. Aus westlicher und europäischer Sicht haben sich die Dinge in den letzten Jahren mehrfach verschlechtert; neulich ist Krieg auf unserem Kontinent nicht nur ein Gerücht. Anderswo in der Welt war das schon länger so. Wohin führt das alles? Wohin treiben wir? Es ist leicht, Angst zu bekommen.

Aber unnötig, wie Jeremia betont. Der Grund: in alledem ist Gott am Wirken. Es führt zu etwas Gutem, nämlich dem Untergang Babylons (und zur Wiederherstellung Judas), was eine gute Nachricht ist: „Himmel und Erde und alles, was darinnen ist, werden jauchzen über Babel“ (Jer. 51,48a).

Zwei. 2. Mose 38:8: Frauen im Tempeldienst

Im Buch 2. Mose fand ich eine faszinierende Erwähnung von Frauen im geistlichen Dienst. Der Verweis ist Teil eines langen Abschnitts, in dem beschrieben wird, wie all die verschiedenen Teile und Geräte der Stiftshütte hergestellt wurden: „Und er machte das Becken aus Kupfer und sein Gestell auch aus Kupfer von den Spiegeln der Frauen, die vor der Tür der Stiftshütte Dienst taten“ (2. Mo. 38,8). Wer waren diese Frauen!?

Nichts hat uns auf ihre Erwähnung vorbereitet. Es gibt hier oder anderswo in der Tora keine Erklärung oder Unterweisung über eine solche Gruppe oder Klasse von dienenden Frauen. Wir wissen nicht, was ihre Aufgabe war. Alle anderen Funktionäre der Stiftshütte, die ausdrücklich berufen und ernannt werden, sind männlich (Priester, Hohepriester, Leviten in verschiedenen Funktionen).

Wie also kam es zu diesen dienenden Frauen? Ich kann nur raten. Vielleicht ließen sie sich nicht aufhalten oder ausschließen, sondern nahmen einfach ihren Platz ein, irgendeinen Ort, in der Nähe der Gegenwart Gottes, auch wenn er auf die Schwelle des Heiligtums beschränkt war. Aber von dort aus leisten sie einen Beitrag, der gebührend zur Kenntnis genommen wird.

Drei. Epheser 6,10-18: Die Hauptsache

Die Beschreibung der Waffenrüstung Gottes in Epheser 6,10-18 ist bekannt, aber ein genauerer Blick auf den griechischen Text bringt weitere Details ans Licht. Manches geht in der Übersetzung verloren.

Die folgende Analyse mag technisch erscheinen, hat aber praktische Auswirkungen auf unser tägliches Leben; der Aufwand lohnt sich. Zuerst ein wenig Grammatik.

Partizipien sind eine Verbform, die man u.a. verwenden kann, um den Kontext oder den Hintergrund für das Hauptverb festzusetzen. Zwei Beispiele: „Herumgehend, heilte er“, und: „Zu einem Haus kommend, sage…“

Im Griechischen lassen sich Partizipien vielseitig anwenden. Die griechische Grammatik erlaubt und ermöglicht komplexe Sätze mit vielen Partizipien. Solche Sätze lassen sich jedoch nicht leicht ins Deutsche übersetzen. Übersetzer neigen deswegen dazu, die Sätze ein wenig zu vereinfachen, um den deutschen Text verständlich zu halten.

Es gibt allerdings einen guten Grund, im Griechischen einen Satz mit Partizipien scheinbar zu überladen. So verschiebt man manches in den Hintergrund. Verbformen, die kein Partizip sind – etwa Präsens oder Imperativ – werden dabei in denVordergrundund in den Mittelpunkt der Aussage gerückt. Diese Unterscheidung geht in der Übersetzung oft verloren.

Schauen wir uns die Verbformen in Epheser 6,10-18 an. Das wird etwas komplex; wenn dir das zu viel Detail ist, kannst du gerne zur abgekürzten Form weiter unten springen. Zunächst die ausführliche Übersicht:

  • Eph. 6,10 Lasst euch stark machen (so wörtlich; ein passiver Imperativ, nicht seid stark, wie Luther 1984, sondern werdet gestärkt; wie die Fortsetzung des Verses deutlich macht, geht es um Gottes Kraft, nicht um unsere)
  • Eph. 6,11 Zieht an (ein Imperativ)
  • Eph. 6,11 Damit ihr standhalten könnt (im Griechischen zwei Infinitive, die den Zweck, das Ziel des Anziehens ausdrücken; standhalten ist wörtlich stehen, deswegen wörtlich: um stehen zu können)

Der nächste Vers liefert eine Erklärung:

  • Eph. 6,12 Denn wir haben nicht einen Kampf (so wörtlich; Präsens, also eine einfache Feststellung einer Tatsache; Kampf übersetzt ein Substantiv, kein Verb)

Vers 13 ist inhaltlich eine Wiederholung von Vers 11:

  • Eph. 6,13 Greift oder nehmt (wie in 6,11 ein Imperativ, gefolgt von einem Zweck:)
  • Eph. 6,13 Damit ihr widerstehen könnt… und alles erledigt habend, zu stehen (auch dies entspricht 6,11: wir haben zwei Infinitive, widerstehen und stehen, die den Zweck ausdrücken, plus das erste Partizip; wer es genau wissen will: das Verb könnt ist hier ein Subjunktiv)
  • Eph. 6,14 Steht also (ein Imperativ, der ein Ergebnis ausdrückt, gefolgt von nicht weniger als vier Partizipien:)
  • Eph. 6,14-16 Umgürtet, angelegt, beschuht, gegriffen oder genommen habend (Partizipien, die diese Tätigkeiten in den Hintergrund platzieren – sie stehen nicht im Mittelpunkt)
  • Eph. 6,16 Mit dem ihr werdet auslöschen können (Futur mit Infinitiv; ein Nebensatz)
  • Eph. 6,17 Greift oder nehmt (noch ein Imperativ)
  • Eph. 6,18 Betend und wachsam bleibend (zwei Partizipien)

Nun die Kurzform:

Lasst euch stark machen. Zieht an, um stehen zu können.
Nehmt, um widerstehen und alles erledigt habend stehen zu können.
Steht also, umgürtet, angelegt, beschuht, genommen habend.
Nehmt, betend und wachsam bleibend.

Im Vordergrund stehen die Imperative zieht an und nehmt. Ihr Zweck und Ergebnis sind klar: zu stehen. Auch dies wird in den Vordergrund gestellt (in Eph. 6,14-16), da vier Partizipien im Hintergrund stehen, aber auch weil das Verb (wider-)stehen ganze viermal verwendet wird. Leider geht auch dies in den Übersetzungen größtenteils verloren. Dabei ist dieses Verb das eigentliche Ziel der abschließenden Ermahnung: Steht!

Es wäre übertrieben zu behaupten, dass stehen das Einzige ist, was von uns erwartet wird. Aber in diesem Absatz ist es die Hauptsache.

Lasst uns also dafür sorgen, dass wir weiterhin stehen – in seiner Kraft, die er gerne und reichlich gibt.

Bildnachweis

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Literaturangaben

Bibelzitate, wenn nicht anders angegeben: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers. 1999. Revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft)

Die Heilige Schrift übersetzt von Hermann Menge. 1994. Neuausgabe (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft)

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