Vorherwissen: Der Gott des Unmöglichen?

Kennt Gott die Zukunft im Detail, so, wie er die Gegenwart und die Vergangenheit kennt? Nach der Auseinandersetzung mit Gott und Zeit im letzten Monat geht es jetzt um diese Frage. Ein Buch, das gegen Gottes Vorherwissen argumentiert, hat den Titel God of the Possible („Gott des Möglichen“; Boyd 2001). Der Titel überrascht mich.

Diesen Brief gibt es in Englisch auch als VIDEO PODCAST (Teil 2 hier) und als AUDIO PODCAST (2 Dateien)

Warum sollten wir dem Gott des Möglichen dienen wollen? Würden wir nicht lieber dem Gott des Unmöglichen dienen? So wird Gott in Lukas 1,37 und Matthäus 19,26 ja auch dargestellt: „Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich“, und: „Bei den Menschen ist‘s unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich“? Sollten „alle Dinge“ nicht beinhalten, dass Gott die Zukunft voraussieht?

Wir sollten natürlich nicht erwarten, dass Gott tun kann, was logisch unmöglich ist und zu Absurditäten führt. Die Schaffung eines quadratischen Kreises gehört in dieser Kategorie. Laut Gregory Boyd gilt das ebenfalls für das, was die Menschen aus freier Entscheidung tun: Es sei logisch unmöglich, das im Voraus zu wissen. Genau genommen geht es also im Buch um den Gott des Nicht-Absurden. Aber niemand würde ein Buch mit diesem Titel kaufen, deshalb verstehe ich, dass der Autor den Titel God of the Possible gewählt hat.

[Bemerkung: Darüber hinaus, und wahrscheinlich in erster Linie, scheint der Autor mit seinem Titel den offenen Theismus im Blick zu haben: Gott ist nicht der Gott der Gewissheit, durch die Erkenntnis der Zukunft, sondern der Gott, der die Möglichkeiten einer unbestimmten Zukunft kennt und damit arbeitet. Es geht nicht um den Kontrast möglich und unmöglich, sondern eher um möglich und gewiss.]

Aber ist es absurd und damit für Gott unmöglich, die Zukunft zu erkennen? Das ist eine interessantere Frage als das Für und Wider eines Buchtitels. Meine Reflexion darüber führt zu einer weiteren längeren Ausgabe. Ich werde versuchen, beim nächsten Mal wieder etwas Kürzeres und Einfacheres zu bearbeiten!

Ich werde zunächst in einer kurzen Zusammenfassung das Argument zugunsten von Vorherwissen darlegen (für eine etwas längere Einführung siehe Kapitel 1 in Craig 1987 und den Anhang in Craig 2001). Um einiges ausführlicher befasse ich mich anschließend mit den Gegenargumenten.

Noch eine Bemerkung im Voraus. Es geht vor allem darum, ob Gott die Entscheidungen von Menschen vorhersehen kann. Alle sind sich einig, dass Gott Ereignisse wie Sonnenfinsternisse, Erdbeben und die Bewegung von Objekten im Weltraum voraussieht. In solchen Fällen haben wir es mit Ursache und Wirkung zu tun. Aber was ist, wenn zusätzlich der vermeintlich freie Wille des Menschen eine Rolle spielt? Hier gehen die Meinungen auseinander.

Argumente für Vorherwissen

1. Begriffe wie voraussehen und vorhersehen sind Wörter, die in der Bibel vorkommen. Das Konzept war in der Antike gut verankert. Die Schrift scheint es zu bestätigen.

2. Es gibt nicht wenige Beispiele in der Schrift, wo Gott voraussagt, was geschehen wird und was die Menschen tun werden.

3. Die Kirchengeschichte zeigt, dass sich die Christen im Glauben an Gottes Vorherwissen bis vor kurzem praktisch einig waren. Dies unterscheidet sich von den Ansichten über Zeit und Ewigkeit, wo die historischen Belege ein Maß an Vielfalt zeigen. Augustinus konnte kategorisch feststellen: „Denn ein Wesen, das nicht die ganze Zukunft kennt, ist sicherlich nicht Gott“ (Augustinus 1972: 194; Buch V.9).

Viel später schrieb C. S. Lewis: „Jeder, der irgendwie an Gott glaubt, glaubt, dass er weiß, was du und ich morgen tun werden“ (C. S. Lewis 1977: 145). Noch in den 1940er Jahren konnte C. S. Lewis davon ausgehen, dass Christsein den Glauben an Gottes Vorherwissen einschließt. Das beweist Gottes Vorherwissen zwar nicht, es ist aber immerhin ein Indiz.

Unterschiedliche Erklärungen für Vorherwissen

Obwohl sich die Christen früher über Gottes Vorherwissen einig waren, unterschieden sie sich (und unterscheiden sich auch heute noch) in ihrem Verständnis davon. Ich liste vier gängige Erklärungen auf.

Die statische Sicht der Zeit und die zeitlose Sicht auf Gott: Wenn die Zeit statisch ist, d.h. wenn alle Zeit jetzt existiert, und wenn Gott außerhalb der Zeit ist, wird das Vorherwissen etwas einfacher vorstellbar. In diesem Fall befindet sich Gott in gewisser Weise vor der Zeit und übersieht alles von seiner zeitlosen Position aus. Vergangene und zukünftige Ereignisse sind für ihn alle ewig gegenwärtig. Ich halte diese Sicht der Zeit nicht für wahrscheinlich, aber sie würde uns eine relativ einfache Erklärung für Gottes Vorherwissen liefern.

Die augustinische und calvinistische Sicht: Gott weiß es voraus, weil er es vorherbestimmt (Prädestination). Er weiß logischerweise, was er entschieden hat, das passieren soll. Aus dieser Sicht gibt es nichts Mystisches oder Überraschendes an Gottes Vorkenntnis. Sie führt allerdings zu schwierigen Fragen über die Freiheit und Verantwortung des Menschen. Einige Calvinisten leugnen die menschliche Freiheit oder definieren den freien Willen so, dass er nicht wirklich frei und unbestimmt ist. Andere Calvinisten bejahen sowohl die Prädestination als auch die Freiheit. Wie beides wahr sein kann, ist natürlich eine immerwährende theologische Debatte.

Leider konzentrieren sich die Calvinisten bei der Diskussion über Gottes Vorherwissen auf Fragen der Erlösung. Sie schauen in der Regel nicht über die Erlösung hinaus auf andere Entscheidungen, die der Mensch trifft, oft zumindest dem Anschein nach in relativer Freiheit (Paul Helms ist ein Beispiel dafür; siehe Kapitel 4 in Beilby und Eddy 2001). Solche Entscheidungen sind ebenfalls wichtig bei der Frage, ob Vorherwissen überhaupt möglich ist. Es mag wahr sein, dass die Menschen nichts tun können, um sich Gott zuzuwenden und gerettet zu werden, dass wir nicht frei sind, Gott zu wählen, wie Augustinus und Calvin argumentierten. Aber was ist mit all den anderen Entscheidungen, die nichts mit unserer Erlösung zu tun haben, Entscheidungen, die oft moralisch neutral sind? Sind sie frei? Wenn ja, wie kann Gott sie dann vorherwissen? Und wenn er sie im Voraus kennt, wie können sie dann frei sein?

Einfaches Vorherwissen ist die Überzeugung, dass Gott einfach weiß, was die Zukunft sein wird, weil er Gott ist, ohne eine Erklärung anzubieten.

Mittleres Wissen ist die von William Lane Craig vertretene Ansicht (siehe Kapitel 3 in Beilby und Eddy 2001 und Kapitel 12 in Craig 1987). Es ist kein einfaches Konzept. Mittleres Wissen ist hypothetisches Wissen. Gott weiß, was Person X freiwillig tun würde, wenn Situation Y wahr oder real wäre und was X frei wählen würde, wenn stattdessen Z der Fall wäre. Basierend auf diesem mittleren Wissen entscheidet Gott, welche Welt er verwirklichen will, Y oder Z. Dies gibt Gott die Kontrolle darüber, was passieren wird, ohne in die Entscheidungen seiner Geschöpfe eingreifen zu müssen. Dies ist daher eher eine Erklärung dafür, wie Gottes Souveränität und die menschliche Freiheit gleichzeitig existieren können, als eine Erklärung des Vorherwissens, obwohl sie dem Konzept Tiefe verleiht: Gott weiß nicht nur, was sein wird, sondern auch, was hätte sein können.

Wir wenden uns nun einer weiteren Sicht zu, die des offenen Theismus, die gegen Gottes umfassendes Vorherwissen argumentiert.

Die Zukunft existiert nicht

Ein erstes Argument behauptet, dass Vorherwissen unmöglich ist, weil es nichts zu sehen oder zu wissen gibt. Da die Zukunft nicht existiert, kann sie nicht erkannt werden.

Uns sollte klar sein, dass dies eine radikale Neudefinition von Allwissenheit bedeutet. Der Begriff wurde immer so verstanden, dass Gott alles über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft weiß. Im offenen Theismus ist Gottes Wissen über die Zukunft begrenzt; es schließt alle freien Entscheidungen von Geschöpfen mit freiem Willen aus.

Gegner des offenen Theismus argumentieren, dass es nicht offensichtlich ist, dass das Wissen um die Zukunft unmöglich ist. Das Argument des offenen Theismus scheitert, sagen sie, weil er eine Behauptung macht, ohne sie zu beweisen. Sie bemängeln auch, dass die neu definierte Allwissenheit keine Allwissenheit ist; es wäre fairer zu sagen, dass Gott aus der Sicht des offenen Theismus nicht allwissend ist.

William Lane Craig sagt es so: „Gott kennt von Natur aus nur wahre Aussagen und zwar alle. Da dazu auch wahre zukunftsgerichtete Aussagen gehören, kennt er die Zukunft im Voraus“ (Craig 1987: 121f). Auch Menschen haben Überzeugungen über die Zukunft. Oft genug erweisen sich diese als falsch. Aber Gott hat keine falschen Überzeugungen. Weil es wahre Aussagen über die Zukunft gibt, muss Gott sie kennen, und diese Überzeugungen können nicht falsch sein. Mit anderen Worten, um Gott zu sein, muss er die Zukunft kennen und somit wahrhaft allwissend sein, so das Gegenargument.

Die brennende Frage ist natürlich: Wie kann die Zukunft vorausgesehen werden? Oder genauer gesagt, wie kann Gott die Zukunft erkennen? Offensichtlich „sieht“ Gott die Zukunft nicht in irgendeinem wörtlichen Sinne, nicht nur, weil es nichts zu sehen gibt, sondern auch, weil Gott keine Augen hat. Oder Ohren. Menschliches Wissen kommt durch unsere Sinne oder durch unsere Erfahrung. Aber Gott hat keine Sinnesorgane und er weiß etwas nicht aus Erfahrung. Diese Frage betrifft nicht nur Gottes Wissen über die Zukunft. Es ist ebenso eine offene Frage, woher Gott sein umfassendes Wissen über die Gegenwart und die Vergangenheit hat. Er kennt mein Herz und meine Gedanken besser als ich sie selbst kenne. Er weiß alles über mich. Er kennt sogar die Zahl der Haare auf meinem Kopf. Woher hat er all dieses Wissen? Seien wir ehrlich: Wir haben KEINE Ahnung. In Psalm 139,6 heißt es: „Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen.“

Daher ist die Tatsache, dass wir nicht wissen, wie die Zukunft vorhergesehen werden kann, kein Argument gegen Vorherwissen.

Abschließend ist noch auf einen weiteren Punkt hinzuweisen. Schon ein einziges Beispiel dafür, dass Gott eine freie Entscheidung vorhersieht, würde ausreichen, um das Argument zu widerlegen. Deshalb bedarf jedes Beispiel in der Schrift, in dem Gott zu wissen scheint, was geschehen wird, im offenen Theismus einer Erklärung.

Vorherwissen impliziert Determinismus

Ein zweites Argument besagt, dass Vorherwissen Determinismus impliziert. Wenn Gott vorhersieht, was jemand tun wird, ist diese Person nicht mehr frei, etwas anderes zu tun, denn Gott kann nicht falsch liegen. Etwas formeller dargestellt:

(a) Gott weiß, dass ich morgen Tee anstelle von Kaffee trinken werde.

(b) Gott kann sich nicht irren.

(c) Deshalb habe ich keine Wahl; ich muss morgen Tee statt Kaffee trinken.

Das Argument basiert jedoch auf einem logischen Fehler. Die Aussagen liegen im Bereich der Logik, nicht der Kausalität oder Chronologie; es ist logisch gesehen unabwendbar, dass ich, wenn (a) und (b) wahr sind, morgen Tee trinken werde. Aber damit ist nur festgestellt, dass etwas eine logische Notwendigkeit ist: Logischerweise, wenn Gott etwas vorhersieht, dann wird es geschehen. Es gibt keine kausale oder andere Notwendigkeit, die meine Möglichkeiten einschränkt. Nichts wird von Gottes Vorherwissen bestimmt oder gar herbeigeführt; „muss“ ist hier das falsche Wort.

[Bemerkung: In einigen Versionen des Arguments wird sogar Gott selbst zum Opfer seines eigenen Vorherwissens. Da er weiß, dass ich Tee trinken werde, und da er sich nicht irren kann, ist er machtlos, etwas dagegen zu tun; er kann mich nicht dazu bringen, statt Tee Kaffee oder Milch zu trinken.]

Versuchen wir ein Gedankenexperiment. Was würde geschehen, wenn Gott plötzlich aufhören würde zu existieren, und sein Wissen um die Zukunft mit ihm? Würde sich etwas ändern? Würde ich plötzlich etwas tun können, was mir vorher unmöglich war? Könnte ich jetzt doch Kaffee trinken? Nichts hat sich in mir oder an mirverändert! Ob Gott etwas weiß oder nicht, hat keinen Einfluss auf mein Verhalten.

Tatsächlich ist es, wie Craig (1987: 67f) betont, überflüssig, Gott und Vorherwissen in die Gleichung aufzunehmen. Alles, was wir brauchen, ist eine Aussage über die Zukunft, die wahr ist. Ich kann die Argumentation wie folgt vereinfachen:

(a1) Ich werde morgen Tee statt Kaffee trinken.

(b1) Diese Aussage ist wahr.

(c1) Deshalb habe ich keine Wahl: Ich muss morgen Tee trinken.

Hier ist ein weiterer Versuch, um den logischen Trugschluss hervorzuheben. Dass ichTee anstelle von Kaffee trinke, folgt chronologisch gesehen auf Gottes Vorherwissen. Aber logisch betrachtet steht meine Entscheidung an erster Stelle. Gott weiß es voraus, weil ich es tun werde, nicht umgekehrt. Das bedeutet: Wenn ich etwas anderes machen würde, das heißt, ich würde morgen keinen Tee statt Kaffee trinken, dann würde Gott auch etwas anderes vorhersehen.

Die Schlussfolgerung (c) ist daher falsch. Ich habe eine Wahl, unabhängig davon, ob Gott die Entscheidung vorhersieht. Es sollte heißen:

(c) Deshalb werde ich (nicht muss ich) morgen Tee statt Kaffee trinken.

Hier ist noch eine weitere Möglichkeit, das Thema zu präsentieren:

(a2) Gott weiß, dass ich mich freiwillig dafür entscheiden werde, morgen Tee statt Kaffee zu trinken.

(b) Gott kann sich nicht irren.

(c2) Deshalb werde ich mich morgen freiwillig dafür entscheiden, Tee statt Kaffee zu trinken.

Offene Theisten mögen antworten, dass es für Gott unmöglich ist, dies zu wissen; wenn es meine freie Wahl ist, was ich morgen trinken werde, kann Gott nicht im Voraus wissen, was ich wählen werde. Aber warum sollte das wahr sein? Woher wissen wir, dass Gottes Wissen auf diese Weise begrenzt ist? Es wird nur behauptet, nicht bewiesen.

Wir wissen nicht, wie Gott es weiß, aber davon haben wir bereits gesprochen. Dass ich etwas nicht weiß oder verstehe, gilt kaum als Argument dagegen. Ich weiß ebenso wenig, wie Gott alles über die Gegenwart und die Vergangenheit weiß.

Damit ist Gottes Vorherwissen nicht bewiesen. Aber das philosophische Argument dagegen ist widerlegt.

Eine interessante Nebenbemerkung: Das Argument, dass Vorherwissen Determinismus impliziert, ist nicht neu. Es wurde im späten zweiten Jahrhundert vom Philosophen Celsus verwendet – als Argument gegen das Christentum. Der Kirchenvater Origenes von Alexandria konterte, dass etwas vorherzusehen oder vorherzusagen nicht die Ursache ist, wodurch etwas geschieht. Dieses Wissen übt keinen Einfluss auf die Ereignisse aus. Was Gott voraussagt, muss geschehen, aber nur in dem Sinne, dass es gewiss ist, nicht in dem Sinne, dass es zwangsweise geschieht, so Origenes (Erickson 2004: 95f).

Das Argument ist noch älter als das Christentum. Der römische Staatsmann und Philosoph Cicero, der 106-43 v. Chr. lebte, argumentierte gegen die Möglichkeit des Vorherwissens, insbesondere im Zusammenhang mit der Weissagung. Weil Vorherwissen Determinismus impliziert, so Cicero, würde sie den freien Willen zerstören. Dann würde es keinen Sinn machen, Menschen vor einem Gericht zur Rechenschaft zu ziehen (Cicero war auch Anwalt) und sie für Verbrechen zu bestrafen. Es ist das gleiche Argument: Was vorhergesagt oder vorhergesehen wird, muss zwangsläufig passieren. Jahrhunderte später nahm der Kirchenvater Augustinus Cicero, etwas unfreundlich, für diese Argumentationslinie unter Beschuss (Augustinus 1972: 190-4; Buch V.9):

Gegen diese profane und respektlose Unverschämtheit behaupten wir sowohl, dass Gott alle Dinge weiß, bevor sie geschehen, als auch, dass wir aus freiem Willen alles tun, wovon wir fühlen und wissen, dass es ohne unseren Willen nicht geschehen würde. Wir sagen nicht, dass alles Schicksal ist; wir leugnen sogar, dass etwas durch das Schicksal geschieht. (Ebd.: 191f; Buch V.9)

Diese Argumentation war den Kirchenvätern somit bekannt. Allerdings tritt sie nur als das Argument heidnischer Denker in Erscheinung. Die Kirchenväter, die antworten, sind unnachgiebig in ihrer Ablehnung. Augustinus folgert: „Daher sind wir keineswegs gezwungen, Gottes Vorherwissen zu bewahren, indem wir unseren freien Willen abschaffen, oder unseren freien Willen zu sichern, indem wir (gotteslästerlich) das göttliche Vorherwissen leugnen“ (ebd.: 195; Buch V.10).

Es gibt biblische Beweise dafür, dass Gott viele Dinge nicht vorherweiß

Es gibt zahlreiche Passagen in der Bibel, die, wenn wir sie wörtlich nehmen, bedeuten, dass Gott die Zukunft nicht kennt. Befürworter von Gottes Vorherwissen erklären diese Bibelstellen typischerweise als Anthropomorphismen. Anthropomorphismus ist eine Beschreibung oder Darstellung Gottes in menschlichen Begriffen und Analogien. Wenn sich Gott zum Beispiel überrascht zeigt, sollte dies als eine rein menschliche Art verstanden werden, über Gott zu sprechen. Er wurde nicht wirklich überrascht; die Aussage zeigt, wie überraschend etwas aus menschlicher Sicht ist.

Diejenigen, die Gottes Vorherwissen bejahen, sehen neben dem Anthropomorphismus zwei weitere Prinzipien am Werk, so vermute ich. Diese bestimmen ihrer Meinung nach wohl ebenfalls die Art und Weise, wie die Schrift von Gott spricht.

Erstens, in seiner Beziehung zu Menschen ignoriert Gott normalerweise im Großen und Ganzen, was er über unser Verhalten in der Zukunft weiß.

Zweitens, es gibt eine rhetorische Strategie. Es hat für Gott wenig Sinn, durch die Propheten zu sagen, dass er das Geschehene vorhergesehen hat und dass es genauso passiert ist. Was kommuniziert werden muss, wie schockierend falsch und unangebracht das Verhalten Israels ist. Die Propheten versuchen, zu den Menschen durchzudringen; sie reflektieren nicht über das Ausmaß oder die Grenzen der Allwissenheit Gottes.

So viel zur traditionellen Sichtweise. Der offene Theismus hält dagegen, dass die Traditionalisten viel zu schnell Aussagen über Gott zu Anthropomorphismen erklären. Wir sollten viele dieser Aussagen wörtlicher nehmen.

Es gibt Anthropomorphismus in der Bibel, und der offene Theismus erkennt dies an. Tatsächlich gibt es in der Bibel viele Anthropomorphismen. Wir lesen oft, dass Gott sieht oder hört oder spricht, wir lesen von seinen Händen und seinem Gesicht usw. Nichts davon ist buchstäblich wahr, auch wenn es doch Dinge über Gott vermittelt, die sehr wohl wahr sind – nur nicht buchstäblich. Anthropomorphismus ist also in der Bibel reichlich vorhanden. Aber es ist berechtigt, bei jeder Aussage zu überlegen, wie wörtlich sie zu verstehen ist.

Im Folgenden werde ich auf einige der wichtigsten Beispiele eingehen, in denen der offene Theismus Anthropomorphismus als Erklärung ablehnt und für eine wörtliche Auslegung eintritt.

Gott ist frustriert.Besonders in den Propheten drückt Gott manchmal seinen Frust über das Verhalten Israels aus. Ich finde dieses Argument nicht überzeugend. Man kann durchaus Frust empfinden, auch wenn man die Ursache erwartet hat.

Gott bereut. Es geht hier um die Übersetzung des hebräischen Wortes nicham.Wenn man nicht aufpasst, beweist man so allerdings mehr als einem lieb sein kann. Schließlich geht es beim Bereuen oft um mehr als um einen schlichten Fehler oder Irrtum; moralisches Fehlverhalten hat stattgefunden. Aber wer will argumentieren, dass Gott moralisch falsch lag, als er zum Beispiel Saul zum König über Israel ernannte und dies später „bereute“ (1. Samuel 15; interessanterweise wird das Verb nicham in diesem Kapitel viermal verwendet, zweimal, um zu sagen, dass Gott „bereute“ und zweimal, dass er nicht „bereue“)? Moderne Übersetzungen verwenden für nicham deswegen oft Wörter wie bedauern, trauern, ablassen und leidtun.

Der offene Theismus glaubt, dass Gott Fehler machen und sie in diesem Sinne bereuen kann. Da er die Zukunft nur begrenzt kennt, kann er einen Weg wählen, der sich als falsch erweist. Und dann bereut Gott und ändert seine Meinung, so der offene Theismus.

Wir sollten jedoch beachten, dass Bedauern auch das Gefühl der Trauer zum Ausdruck bringen kann; etwas zu bedauern bedeutet nicht unbedingt, dass ein Fehler gemacht wurde, im Sinne von „Ich hätte etwas anderes tun sollen“. Aber dann ist dieser Fall ähnlich wie der vorherige Punkt. Er beweist nicht das Fehlen von Vorherwissen. Man kann tiefes Bedauern und Schmerz über etwas empfinden, auch wenn man wusste, dass es passieren würde. Ein Beispiel: der Tod von Menschen, die wir lieben, besonders wenn sie deutlich älter sind als wir. Wir alle wissen, dass unsere Großeltern und unsere Eltern sterben werden. Dies zu wissen, verhindert nicht die Trauer, wenn sie sterben.

Gott ändert seine Meinung. Um Missverständnissen vorzubeugen, könnten wir die Übersetzung aktualisieren: Gott ändert seine Meinung, er entscheidet sich anders. Ist das ein Anthropomorphismus? Der offene Theismus meint nein; er will die Aussage wörtlich nehmen. Aber was ist mit diesem Wort des Propheten Jeremia, nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels, an diejenigen, die noch im Land übriggeblieben waren?

Werdet ihr in diesem Lande bleiben, so will ich euch bauen und nicht einreißen; ich will euch pflanzen und nicht ausreißen; denn es hat mich gereut das Unheil, das ich euch angetan habe. (Jer. 42:10, ESV; Betonung hinzugefügt)

Gott hatte genau das getan, was er gesagt hatte. Das Ergebnis ist genau das, was er vorhergesagt hatte. Doch es reut ihn: Er überlegt es sich anders, und zwar ohne, dass eine Veränderung bei den beteiligten Personen stattgefunden hat. Menschen tun dies natürlich oft: Sie bedauern die von ihnen gewählte Vorgehensweise, sobald sie die Folgen sehen. Aber Gott? Wie kann er es sich anders überlegen, wenn genau das eintrifft, was er vorhergesagt hat?

Meistens geht es aber um Fälle, in denen Gott sich anders entscheidet, weil Menschen Reue zeigen und umkehren. Ich habe bereits in der vorherigen Ausgabe die Bekehrung Ninives besprochen. Beispiele wie diese, in denen sich Menschen ändern, belegen kaum eine echte Veränderung in Gott; selbstverständlich reagiert er anders auf den Bußfertigen. Und war das nicht genau der Grund, weshalb er Jona nach Ninive schickte, damit ihre Bewohner sich bekehren würden, etwas, das der Prophet nur allzu gut verstand? Gott wollte die Stadt von Anfang an verschonen. Das belegt nicht, dass Gott nicht wusste, was passieren würde.

Jeremia 18,1-11 fasst das Prinzip zusammen. Wenn Gott einer Nation Zerstörung androht und sie sich daraufhin bekehrt, lässt Gott vom Unheil ab (Hebr. nicham). Und wenn er verspricht, eine Nation aufzubauen, und sie sich abwendet, wird er das Gute bereuen, das er tun wollte. Ist das eine Veränderung oder ist es konsequentes Verhalten?

Ein Beispiel anderer Art: Was ist mit Jesaja 38 und Hiskias Krankheit? Gott schickt den Propheten Jesaja, um zu verkünden, dass Hiskia sterben wird. Der König betet. Jesaja hat den Palast noch nicht verlassen; er wird zurückgeschickt, um zu verkünden, dass Gott sein Leben um 15 Jahre verlängert.

Ändert Gott seine Meinung so leicht, fast sprunghaft? Hat Gott nicht damit gerechnet, dass Hiskia angesichts solcher Nachrichten beten würde? Oder ist diese Reaktion genau das, was er beabsichtigt hat?

Wahrscheinlich teilt Gott hier sein mittleres Wissen: Wenn nichts Ungewöhnliches passiert, würde Hiskia an dieser Krankheit sterben. Das Teilen dieser Informationen ist fast eine Einladung zum Beten. Gott wird nicht überrascht. Er antwortet daher sofort auf Hiskias Gebet.

[Anmerkung: Wenn Gott die Zukunft nicht vollständig kennt, geht er mit seinem Versprechen, Hiskia 15 Jahre mehr Lebenszeit zu geben, ein erhebliches Risiko ein. Alle möglichen freien Entscheidungen sowohl von Hiskia als auch von anderen hätten seine Lebensdauer beeinträchtigen können.]

Wie sollten wir das große Beispiel der Fürbitte im Alten Testament verstehen: Mose, der für das Volk Israel eintritt, als Israel um das goldene Kalb tanzt (2. Mo. 32; eine ähnliche Episode ist in 4. Mo. 14,11-20 beschrieben)? Hat Mose es geschafft, Gott umzustimmen?

Auf den ersten Blick schon. Gott sagt Mose, dass er das Volk mit Feuer verbrennen will (Ex 32,10). Wenn wir das wörtlich nehmen, könnten wir daraus schließen, dass Gott in einem emotionalen Ausbruch dem Anschein nach die Fassung verliert und gewalttätig wird. Aber vielleicht sollten wir diese Aussage nicht zu wörtlich nehmen.

Glücklicherweise ist Mose da, um Gott an seine Verheißung an Abraham, Isaak und Jakob zu erinnern und auf die Folgen für den Ruf Gottes bei den Ägyptern hinzuweisen. Man könnte meinen, dass Mose liebevoller und fürsorglicher ist als Gott! Besser in die Hände Moses‘ zu fallen als in die Hände Gottes!

Oder lehrt uns der Abschnitt, wie gern Gott auf Fürbitte und Reue eingeht, weil er es vorzieht, barmherzig zu handeln (dazu aber einen Grund braucht, um den Eindruck zu vermeiden, dass es egal ist, was wir tun)? Er bringt Mose und Ninive und uns dazu, ihn durch Fürbitte und Reue scheinbar umzustimmen. Aber hat die Fürbitte oder die Bekehrung ihn wirklich umgestimmt oder war er schon die ganze Zeit auf diesem Weg – dem Weg der Gnade und Vergebung? Die Geschwindigkeit, mit der Gott auf Mose antwortet, deutet auf letzteres hin:

Da gereute [nicham] den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte. (2. Mo. 32,14)

Ein letztes Beispiel unter dieser Rubrik. Wie sollten wir 1. Mose 6,6 verstehen?

Da reute [nicham] es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut [nicham] mich, dass ich sie gemacht habe.

Der offene Theismus will diese Aussage wörtlich nehmen. Aber stimmt das? Das Buch 1. Mose ist in einem bewusst einfachen Stil geschrieben, voller Anthropomorphismen. Gott geht durch den Garten. Er fragt Adam und Eva, was sie getan haben (heißt das, er weiß es nicht?). Wenn Menschen einen Turm bauen, kommt Gott herab, um zu sehen, was sie tun. Gott besucht Abraham auf dem Weg nach Sodom, weil er den Aufschrei gegen die Stadt gehört hat und selbst sehen will, ob die Dinge wirklich so schlimm sind. Dabei geht es nicht darum, ob Gott die Zukunft kennt; hier fragt sich, ob sein Wissen über die Gegenwart begrenzt ist. Wenn wir das alles wörtlich nehmen, wäre Gott weit davon entfernt, allwissend zu sein; er wäre auch nicht allgegenwärtig (er muss irgendwo hingehen, um zu sehen, was dort passiert). Nachdem er mit sich selbst überlegt hat, beschließt Gott, seine Absicht mit Abraham zu teilen. Zu anderen Zeiten erinnert sich Gott an Dinge.

Wo wir die Grenze zwischen Anthropomorphismus und einer direkten oder wörtlichen Beschreibung von Gott ziehen, ist in der Textauslegung eine wichtige Frage. Ich bin nicht überzeugt, dass der offene Theismus diese Grenze richtig zieht. Wenn wir die Sprache in 1. Mose 6 wörtlich nehmen sollten, warum nicht in den anderen Abschnitten?

Klar ist: Es ist möglich, solche Aussagen auf unterschiedliche Weise zu interpretieren. Und schon deshalb widerlegen sie nicht, dass Gott die Zukunft vorhersieht.

Gott stellt Menschen auf die Probe (z.B. 1. Mo. 22; 2. Chron. 32,31), um zu wissen, was im Herzen der Menschen vorgeht. Ich habe das nie für ein starkes Argument gehalten. Gott könnte nie sicher sein, dass wir uns am nächsten Tag nicht doch wieder anders entscheiden würden. Und wenn es darum geht zu wissen, was im Herzen der Menschen vorgeht, geht es nicht um die Zukunft, sondern um die Gegenwart.

Gott sucht (und findet nicht).In Hesekiel 22,30 sucht Gott nach einem Mann, der für Israel „in die Bresche treten“ wird, findet aber keinen. Boyd argumentiert:

Es ist schwer zu verstehen, wie Gott aufrichtig nach jemandem „gesucht“ haben kann, der Fürsprache einlegt, wenn er die ganze Zeit über sicher gewesen wäre, dass es niemanden geben würde, wie es die traditionelle Sichtweise des Vorherwissens behaupten muss. Könnte jemand wirklich sein Haus durchsuchen und versuchen, ein Paar Schuhe zu finden, von denen er weiß, dass er sie nicht besitzt? Und selbst wenn jemand dies getan hätte, würde man ihn deswegen für besonders weise halten? Natürlich nicht. Doch die traditionelle Sichtweise will uns glauben lassen, dass der allweise Gott nach einem Fürbitter suchte, von dem er ewig wusste, dass er nicht gefunden werden würde. Ist es angesichts der Tatsache, dass Gott versucht hat, einen Fürsprecher zu erheben, nicht vernünftiger zu dem Schluss zu kommen, dass es möglich war, dass ein Fürsprecher auf Gott reagiert hätte? (Beilby und Eddy 2001: 28; Betonung wie im Original)

Das Problem ist…. es geht hier nicht um die Zukunft. Der Schuh ist eine gegenwärtige Realität, ebenso wie die Existenz (oder Abwesenheit) eines potenziellen Fürbitters. Es geht um die Gegenwart. Wie kommt es, dass Gott nicht wusste, dass es einen solchen Menschen nicht gab? Hat er sich an Kandidaten gewandt, die nicht geantwortet haben? Gab es keine Kandidaten? Hätte Gott das nicht wissen sollen? Warum nicht Hesekiel oder Jeremia, die beide zu diesem Zeitpunkt aktiv waren?

Hesekiel 22 ist kein Beispiel, das zeigt, dass Gottes Wissen über die Zukunft unvollständig ist. Man kann die Stelle auch anders auslegen. Sie zeigt sein Herz und die Lage Judas. Und sie zeigt wie Gott in Bezug auf Menschen nicht unbedingt auf Grund seines Vorherwissens handelt.

Gott ist überrascht, schockiert, enttäuscht. Ein klassisches Beispiel in dieser Kategorie ist das Lied vom Weinberg in Jesaja 5:

Wohlan, ich will meinem lieben Freunde singen,

ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg.

Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe.

Und er grub ihn um und entsteinte ihn

und pflanzte darin edle Reben.

Er baute auch einen Turm darin

und grub eine Kelter

und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte;

aber er brachte schlechte.

Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg,

das ich nicht getan habe an ihm?

Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht,

während ich darauf wartete, dass er gute brächte? (Jes. 5:1-4; Betonung hinzugefügt)

Offensichtlich ist der Weinberg ein poetisches Bild für Israel (Jes. 5,7). Wir müssen uns aber fragen, ob Gott wirklich überrascht war, wie sich Israel entwickelte, oder ob Jesaja eine literarische Form verwendet, um zu veranschaulichen, wie unangemessen das Verhalten Israels war. Und wenn wir den Text so verstehen, dass Gott dieses Ergebnis tatsächlich nicht erwartet hat, müssen wir auch folgern, dass Gott bestürzt ist und immer noch nicht versteht, warum es dazu kam („Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht?“ Jes. 5,4). Wenn Gott nicht wusste, was passieren würde, versteht er auch nicht, warum es passiert ist – etwas, das sich auf die Vergangenheit und die Gegenwart bezieht, nicht auf die Zukunft. Diese Darstellung lässt Gott ziemlich naiv aussehen.

In Jeremia drückt Gott ebenfalls seine Enttäuschung aus; Israel handelte nicht so, wie er es erwartet hatte:

Und der HERR sprach zu mir zur Zeit des Königs Josia: Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, tat? Sie ging hin auf alle hohen Berge und unter alle grünen Bäume und trieb dort Hurerei. Und ich dachte, nachdem sie das alles getan, würde sie zu mir zurückkehren. Aber sie kehrte nicht zurück. (Jer. 3,6f; siehe auch Jer. 3,19f)

In Hesekiel 12,3 denkt Gott, „vielleicht merken [oder verstehen] sie es“. Jeremia 26,3 ist ähnlich: Vielleicht wollen sie hören, als Antwort auf Jeremias Botschaft.

Daraus könnten wir schließen, dass Gott nicht wusste, was passieren würde. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste Gott es doch sicher besser, als sich von der Unbußfertigkeit Israels überraschen zu lassen?

Wenn Gott alle Möglichkeiten kennt, wie es die offenen Theisten eingestehen, auch wenn er nicht weiß, welche davon eintrifft, sollte er nicht überrascht oder schockiert sein von dem, was passiert. Schließlich wusste er immer, dass es eine der Möglichkeiten war. So ist auch im offenen Theismus diese Ausdrucksweise als Anthropomorphismus zu verstehen.

Greg Boyd versucht, diese Schlussfolgerung zu vermeiden, indem er argumentiert: „Obwohl Gott über alle möglichen Ergebnisse perfekt Bescheid weiß, wenn das Unwahrscheinliche eintritt, ist das per definitionem nicht, was ein allwissender Gott erwarten würde. Er ist mit Sicherheit perfekt darauf vorbereitet. Aber das widerlegt nicht die Tatsache, dass es unwahrscheinlich war“ (Beilby und Eddy 2001: 147).

Mit anderen Worten, in diesen Fällen ist Gott überrascht von der Unwahrscheinlichkeit der unmoralischen Entscheidungen der Menschen, nicht von der Wahl selbst, von der er wusste, dass sie eine Möglichkeit war, wenn auch eine unwahrscheinliche. Es scheint dann aber, dass Gott seine Wahrscheinlichkeiten falsch einschätzt, und zwar dauerhaft. Gott ist schon mehrere Jahrhunderte mit Israel unterwegs, und immer noch schätzt er die Wahrscheinlichkeiten bei moralischen Entscheidungen Israels konsequent falsch ein. Er erwartet immer noch ein besseres, positiveres Ergebnis. Klingt das nicht eher unwahrscheinlich?

Wenn Gott bei Jesaja, Jeremia und Hesekiel wirklich erwartet hätte, dass Israel sich bekehren und sich anders verhalten würde, wäre er naiv. So tritt er im offenen Theismus hervor: Er hofft immer auf das Beste und wird ständig enttäuscht. Zu diesem Zeitpunkt sollte er wissen, wie unzuverlässig Israel und die Menschheit ist.

Es kommt noch schlimmer. Schon früh im AT wusste Gott, dass es so sein würde. Er hat es nämlich vorhergesagt. Hat er seine eigenen Vorhersagen vergessen?

Denn ich will sie in das Land bringen, das ich ihren Vätern zu geben geschworen habe, darin Milch und Honig fließt. Und wenn sie essen und satt und fett werden, so werden sie sich zu andern Göttern wenden und ihnen dienen, mich aber lästern und meinen Bund brechen. (5. Mo. 31,20; siehe auch 5. Mo. 32).

Schon kurz vor der Sintflut kam Gott zu dem Schluss, dass „alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar,“ (Gen. 6,5, ESV). Nach der Sintflut ist es kaum besser: „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf“ (Gen. 8,21, ESV). Worüber soll man sich also wundern? Wie können Sünde und Rebellion ein unwahrscheinliches Ergebnis sein, wie Boyd meint?

Fazit. Wenn man diese Beispiele, die Gottes Überraschung zum Ausdruck bringen, in Isolation liest, können sie so verstanden werden, dass Gott tatsächlich nicht wusste, wie Israel reagieren würde. Es gibt aber auch eine alternative Erklärung. Die Beispiele zeigen, wie Gott mit den Menschen auf Grund der Sachlage der Gegenwart umgeht, ohne Rücksicht darauf, was er über die Zukunft weiß. Und es zeigt sein Herz, wie es aus menschlicher Sicht verstanden wird. Was kommuniziert werden muss, wie schockierend falsch und unangebracht das Verhalten Israels ist. Das ist Gottes rhetorische Strategie.

Wenn wir das Gesamtbild betrachten und nicht nur einzelne Aussagen, dann gibt es meiner Meinung nach gute Gründe, viele dieser Beispiele als Anthropomorphismen zu betrachten. Sie wörtlich zu nehmen, führt zu unplausiblen und absurden Schlussfolgerungen über Gott.

Vorhersagen in der Bibel brauchen eine Neuinterpretation

Befürworter des offenen Theismus leugnen nicht, dass es in der Bibel Beispiele gibt, in denen Gott etwas über die Zukunft vorhersagt; es gibt jedoch keine Aussage, dass Gott alles über die Zukunft weiß (Beilby und Eddy 2001: 16). Andererseits gibt es aber auch keine solche Aussage über die Gegenwart oder die Vergangenheit, und zumindest darin sind sich alle einig, dass Gott trotzdem alles über die Gegenwart und die Vergangenheit weiß.

Wenn der offene Theismus Recht hat, müssen die Beispiele für Gottes Vorherwissen Ausnahmen sein; es sind Sonderfälle, die einer Erklärung bedürfen. Gott weiß normalerweise nicht, was die Menschen tun werden, aber manchmal weiß er es. Nachfolgend gibt es eine kleine Auswahl wichtiger Fälle.

Gott sagt sein eigenes Handeln voraus. Es gibt Fälle, in denen Gott etwas voraussieht, weil er beschlossen hat, es zu tun. Diese Dinge hängen also nicht von anderen ab. Es ist nicht überraschend, dass Gott voraussieht, was er selber tun wird.

Dies gilt zweifellos für viele Vorhersagen in den Propheten. Es gibt jedoch ein Problem. Oftmals ist das, was Gott verkündet, ein Urteil über Sünde und Bundesbruch. Die Vollstreckung findet durch menschliche Akteure statt, d.h. Nationen wie die Assyrer und die Babylonier. Sie werden ihr Weltreich mithilfe von Gewalt und Unterdrückung aufbauen. Und dann werden sie mit ihren Kriegsverbrechen und anderen Übeln in Israel oder Juda eindringen und Gottes Urteil ausführen. Gott wird sie für ihre Verbrechen zur Verantwortung ziehen. Aber er sagt auch zumindest einiges davon im Detail vorher.

Mit anderen Worten, Gott kennt ihre frei gewählten bösen Taten im Voraus – genau das, was nach dem offenen Theismus nicht möglich sein sollte.

Jesaja 41,22ff und 46,9ff. Jesaja enthält mehrere entscheidend wichtige Aussagen, die das Vorherwissen Gottes betreffen:

Gedenkt des Vorigen, wie es von alters her war: Ich bin Gott, und sonst keiner mehr, ein Gott, dem nichts gleicht. Ich habe von Anfang an verkündigt, was hernach kommen soll, und vorzeiten, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Was ich beschlossen habe, geschieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe, das tue ich … Wie ich‘s gesagt habe, so lasse ich‘s kommen; was ich geplant habe, das tue ich auch. (Jesaja 46,9-11)

Sie sollen herzutreten und uns verkündigen, was kommen wird. Verkündigt es doch, was früher geweissagt wurde, damit wir darauf achten! Oder lasst uns hören, was kommen wird, damit wir merken, dass es eintrifft! Verkündigt uns, was hernach kommen wird, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid! Wohlan, tut Gutes oder tut Schaden, damit wir uns verwundern und erschrecken! … Wer hat es von Anfang an verkündigt, dass wir‘s vernahmen? Wer hat es vorher geweissagt, dass wir sagen: Das ist recht! Aber da ist keiner, der es verkündigte, keiner, der etwas hören ließ, keiner, der von euch ein Wort hörte. (Jesaja 41,22-26)

Boyd (Beilby und Eddy 2001: 14f) weist darauf hin, dass (a) diese Bibelstellen nicht behaupten, dass Gott über eine umfassende Vorkenntnis verfügt (er kennt das Ende und offensichtlich zumindest einiges dazwischen, aber nicht unbedingt alles), und (b), dass Gott in Jesaja 41,10f erklärt, dass er das tun wird, was er beabsichtigt und angekündigt hat; deswegen ist dieser Text ein klares Beispiel dafür, dass Gott seine eigenen Handlungen voraussagt.

Boyd hat zum Teil Recht; diese Zitate behaupten nicht, dass Gott alles vorher weiß. Es geht jedoch um mehr, als Boyd durchblicken lässt. Der entscheidende Unterschied zwischen Gott und den Götzen ist nicht, dass Gott in der Lage ist, das zu tun, was er sich vorgenommen hat, sondern dass er in der Lage ist, vorherzusagen, was geschehen wird. Und diese Fähigkeit ist unerlässlich, um Gott zu sein: „Verkündigt uns, was hernach kommen wird, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid“ (Jes. 41,23). Das bedeutet: Ein Wesen ohne die Fähigkeit, die Zukunft vorherzusagen, ist nicht Gott.

Josia und Kyrus.In 1. Könige 13,2 verkündet ein namenloser Prophet die Geburt von König Josia und erklärt, dass der König menschliche Knochen auf dem Altar verbrennen wird, den Jerobeam errichtet hat. Das passiert fast 300 Jahre vor Josias Geburt. Die zweite Hälfte des Jesajabuches enthält mehrere Vorhersagen über den persischen König Kyrus, der in Jesaja 44,28 und 45,1 namentlich erwähnt wird. Dies zeigt bemerkenswertes, wenn auch nicht unbedingt vollständiges Vorherwissen.

Dies wird zu einem Sonderfall erklärt, indem Gott die Freiheit der Menschen einschränkt. Wie Greg Boyd es ausdrückt: „Diese Anordnungen schufen offensichtlich Parameter, die die Freiheit der Eltern, diese Individuen zu benennen begrenzten … und schränkten auch den Freiraum ein, den diese Individuen in Bezug auf bestimmte vorherbestimmte Aktivitäten hatten“ (Beilby und Eddy 2001: 19f).

Es steckt eine tiefe Ironie in dieser „Lösung“. Der offene Theismus präsentiert sich als Verfechter der menschlichen Freiheit und des freien Willens. In Punkten wie diesen schlägt er jedoch vor, dass Gott den freien Willen seiner Geschöpfe außer Kraft setzt. Abgesehen vom Hyper-Calvinismus tut dies keine andere Sichtweise, nicht einmal der Calvinismus. Alle Ansichten bestätigen sowohl Gottes Vorherwissen als auch, dass die Ereignisse durch die freie Wahl der Einzelnen ohne Zwang zu Stande kommen.

Man kann argumentieren, dass der Calvinismus dabei auf einen Widerspruch baut (indem er sowohl Prädestination als auch den freien Willen bekräftigt) oder dass der Calvinismus mit einer inakzeptabel schwachen Definition von freiem Willen arbeitet. Selbst wenn das der Fall wäre, gibt es noch andere Ansichten wie einfaches Vorherwissen und mittleres Wissen, in denen Gott niemanden zwingt oder einschränkt. Nur im offenen Theismus muss Gott gelegentlich eingreifen und den freien Willen aufheben.

Und in diesen Fällen umfasst die göttliche Intervention Einiges. Eine lange und bemerkenswerte Abfolge von Ereignissen, an denen viele Menschen beteiligt sind, muss richtig stattfinden, nicht nur damit Josia und Kyrus geboren werden, sondern auch damit sie diejenigen Individuen werden, die sie waren – damit sie schließlich tun, was über sie vorhergesagt wurde.

Petrus.Bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Das ist eine bemerkenswerte Vorhersage. Es ist keine Warnung, sondern wird als einfache Feststellung formuliert. Es reicht nicht aus zu argumentieren (wie Boyd in Beilby und Eddy 2001: 20f), dass der Charakter des Petrus zu diesem Zeitpunkt gefestigt und bekannt war. Es ist nicht verwunderlich, dass Petrus unter Druck einknickt. Aber die Aussage, die Jesus macht, beinhaltet einen genauen Zeitpunkt und eine bestimmte Anzahl von Leugnungen. Und wie kann Jesus sicher sein, dass Petrus unter starken Druck geraten würde? Petrus hätte untertauchen können. Er musste nicht in den Hof des Hohepriesters eintreten. Andere Menschen waren beteiligt und mussten freiwillig das Notwendige tun (die Frage stellen oder die Anschuldigung äußern), um Petrus dazu zu bringen, Jesus zu verleugnen.

Boyd meint, dass der erforderliche Druck etwas ist, „das Gott leicht hätte inszenieren können, wenn es notwendig geworden wäre“ (Beilby und Eddy 2001: 20). Mittlerweile entwickelt sich dieser Lösungsvorschlag zu einem recht aufwendigen Szenario. Jesus hat eine Aussage gemacht und Gott wird hinter den Kulissen handeln, um sicherzustellen, dass die Aussage wahr wird. In seiner Reaktion auf Boyd schließt William Lane Craig: „Boyds Versuch, Jesu Vorhersage von der Verleugnung durch Petrus als Rückschluss aus seinem fehlerhaften Charakter zu erklären, ist abstrus. Zugegeben, Jesus konnte daraus schließen, dass Petrus ihn enttäuschen würde. Aber wie konnte er daraus schließen, dass das Scheitern des Petrus in Form von Verleugnung geschehen würde, anstatt Flucht oder Schweigen, und wie konnte er auf drei Verleugnungen schließen, bevor der Hahn zweimal krähen würde?“ (Beilby und Eddy 2001: 57; Betonung im Original).

Es gibt eine einfachere Erklärung. Jesus hat vorausgesehen, was Petrus tun würde.

Judas.Jesus wusste, dass Judas ihn verraten würde. Er wusste dies nicht nur gegen Ende, wenn er es möglicherweise intuitiv oder anderweitig hätte spüren können. Nach Johannes 6,64 wusste er es von Anfang an, mindestens seit dem Anfang seines öffentlichen Dienstes. Wie konnte Jesus drei Jahre im Voraus wissen, dass Judas ihn verraten würde? Auf Grund des Charakters des Judas zu diesem Zeitpunkt?

Was wäre, wenn Judas anders entschieden hätte? Zu jedem Zeitpunkt hätte er, anstatt mit seiner Absicht des Verrats fortzufahren, sich auf das moralische Unrecht seines Handelns besinnen können (er tat es kurz danach). Oder er hätte entscheiden können, dass es den Aufwand nicht wert war, um einfach nach Hause zu gehen.

Und doch war seine im Alten Testament vorhergesagte Rolle entscheidend und musste erfüllt werden. Was wäre, wenn Judas in den letzten 48 Stunden ausgestiegen wäre? Hatte Gott einen Back-up? Wer wäre eingestiegen, um die Rolle von Judas zu erfüllen, wenn er sich entschieden hätte, etwas anderes zu tun?

Nach allem Anschein wusste Jesus einfach, was Judas tun würde.

Fazit.Wie verstehen wir die Beispiele, in denen Gott die Zukunft voraussieht? Dies ist eine zentrale Frage in der Debatte. Lehnen wir Vorherwissen ab, wie es der offene Theismus tut – und suchen eine Erklärung für jedes Beispiel? Oder leiten wir aus diesen Beispielen ein allgemeines Prinzip ab, dass Gott die Zukunft voraussieht?

Einige der vorgeschlagenen Erklärungen erscheinen denkbar, andere wirken eher weithergeholt. Im Großen und Ganzen halte ich es für plausibler, dass die Beispiele ein allgemeines Prinzip veranschaulichen: Gott kennt die Zukunft.

Der offene Theismus und die Frage des Bösen

Es ist ein anderes Thema, aber ein verwandtes. Der offene Theismus sucht eine Antwort auf die Frage des Bösen, in der Gott nicht für das Böse verantwortlich ist (wie er es vielleicht sein könnte, wenn er das Böse vorherbestimmt hat). Dies ist ein wichtiger Grund, warum der offene Theismus die Freiheit der Menschen (und der Engel) stark betont. Diese Akteure, nicht Gott, sind für das Böse in der Welt verantwortlich. Und Gott konnte nicht voraussehen, was sie mit der ihnen geschenkten Freiheit tun würden.

Wie Craig jedoch feststellt, scheitert diese Antwort. Selbst wenn Gott nicht von Ewigkeit an weiß, was freie moralische Akteure tun werden, sollte er in dem Moment, in dem das Böse geplant wird, eine gute Vorstellung davon haben. In Craigs Worten: „Boyds limitierte Gottheit macht das Problem des Bösen schlimmer, nicht einfacher, denn es wird unerklärlich, warum Gott einfach nur da sitzt und die Hände ringt, während er das Böse ungehindert weitergehen lässt, ohne einen moralisch ausreichenden Grund, es nicht aufzuhalten“ (Beilby und Eddy 2001: 59).

Calvinisten und andere haben zumindest die Möglichkeit zu argumentieren, dass es einen verborgenen Sinn hat, einen höheren Zweck, wenn Gott das Böse zulässt. Im offenen Theismus ist das Böse da, weil Gott das Risiko der Freiheit eingegangen ist.

Welcher Gott ist der Anbetung würdig?

Am Ende meiner beiden Berichte über Gott, Zeit und Vorherwissen stellt sich die Frage: Wen werden wir anbeten? Welcher dieser Götter lässt unser Herz singen? Welcher Gott bringt unsere Seele zum Tanzen?

Ich kenne meine Antwort. Ich weiß, dass Befürworter des offenen Theismus die Schlussfolgerung für unfair halten, aber ich sehe es trotzdem so: Der offene Theismus erscheint mir als ein Versuch, Gott nach unserem eigenen Bild neu zu definieren. Ich finde den resultierenden Gott nicht sehr aufregend. Aber diesen Gott bete ich gerne an:

Der existiert vor aller Zeit,
der nichts braucht und sich trotzdem mitteilt,
der alles weiß und voraussieht.
und sich trotzdem nicht zurückhält.

Bilder

Kabelbahn: Steven Hrississ. https://unsplash.com/photos/fGOA5YMSHlw. CC0

Türen: https://pixabay.com/photos/doors-choices-choose-decision-1767562/. CC0

Sorry: https://pixabay.com/illustrations/pen-write-sorry-excuse-me-1329258/. CC0

Landschaft: Cristofer Jeschke. https://unsplash.com/photos/eO_sEscTbUo. CC0

Literaturangaben

Bibelzitate, wenn nicht anders angegeben: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers. 1999. Revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft)

Augustine. 1972. Concerning the City of God against the Pagans, Übersetzung Henry Bettenson (New York, NY: Penguin Books)

Beilby, James K., und Paul R. Eddy (Hrsg.). 2001. Divine Foreknowledge: Four Views (Downers Grove, IL: InterVarsity Press)

Boyd, Gregory A. 2001. God of the Possible: A Biblical Introduction to the Open View of God, 3. Auflage (Grand Rapids, MI: Baker Books)

Craig, William Lane. 1987. The Only Wise God: The Compatibility of Divine Foreknowledge and Human Freedom, (Grand Rapids, MI: Baker Book House)

———. 2001. Time and Eternity: Exploring God’s Relationship to Time (Wheaton, Ill: Crossway)

Erickson, Millard J. 2004. What Does God Know and When Does He Know It? The Current Controversy over Divine Foreknowledge (Grand Rapids, MI: Zondervan)

Lewis, C. S. 1977. Mere Christianity: A Revised and Amplified Edition, with a New Introduction, of the Three Books Broadcast Talks, Christian Behaviour and Beyond Personality, 28. Auflage. (London: Collins)

Anmelden für monatliche Updates